Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Spanien. Kolon entdeckt Amerila. 331 
Inseln des grünen Vorgebirges einen Meridian; alle Entdeckungen öst- 
lich von dieser Linie sollten den Portugiesen, die westlich liegenden den 
Spaniern gehören (2. Juli 1493). 
Kolon machte nachher noch drei Entdeckungsreisen (1493—1496; 
1498—1500; 1502—1506)0. Er duldete unsägliche Mühen, überstand 
mehr Gefahren als der homerische Odpsseus und erfuhr den Undank 
seiner Herrscher in vollem Maße. Die Niederlassung auf Hispaniola 
war durch die Händel der Kolonisten und durch die Empörung der Ein- 
gebornen, veranlaßt durch brutale Mißhandlung, in gänzlichen Zerfall 
gekommen. Als aber Kolon (1498) bei seiner Rückkehr als Statthalter 
untersuchte und strafte, fanden die Schuldigen und die Feinde des Kolon 
Gelegenheit dem Könige falsch zu berichten. Ferdinand ordnete einen 
Beamten ab, dieser ließ den Kolon und seinen Bruder in Ketten legen 
und schickte sie nach Spanien. Dies konnte nun Ferdinand doch nicht 
dulden, denn ein allgemeiner Schrei des Unwillens erhob sich über solchen 
Dank, den der große Entdecker erhielt; er wurde der Ketten entledigt, 
aber den mit ihm feierlich abgeschlossenen Vertrag hbielt Ferdinand nicht 
von ferne. Laut dieses Vertrages sollte Kolon, wenn sein Unternehmen 
gelänge, Großadmiral von Spanien und Vicekönig aller der Inseln und 
Länder werden, welche er entdecken würde; außerdem war ihm und seinen 
Nachkommen der zehnte Theil der Einkünfte aus diesen Ländern zuge- 
sichert, und voll Freude und Zuversicht hatte Kolon vor seiner Abfahrt 
dem König erklärt, daß er als indischer Vicekönig Jerusalem den Un- 
gläubigen entreißen werde. Neid und Haß gemeiner und vornehmer 
Spanier verfolgten ihn aber, weil er ein Ausländer war, und der Arg- 
wohn des Königs wagte es nicht, die Statthalterwürde über Indien 
einem einzelnen Manne anzuvertrauen, denn es war ja möglich, daß er 
an Abfall dachte. Auch bei den folgenden Entdeckungsreisen begleitete 
den Kolon feindseliger Haß und zudem verließ ihn auch das Glück; doch 
hatte er noch die Freude, das amerikanische Festland zu entdecken; aus 
der ungeheuren Wassermasse, welche der Orinokostrom in den Ocean er- 
gießt, schloß Kolon richtig, daß er nun bei dem Kontinente angelangt 
sei; das war seine Belohnung. Die Kränkungen, die er erfahren mußte, 
zehrten jedoch an seinem Leben; er starb 59 Jahre alt den 20. Mai 
1506 zu Valladolid, von wo sein Leichnam später nach Kuba gebracht 
wurde; die Ketten, in denen er aus Amerika nach Spanien war geschickt 
worden, gab ihm sein Sohn Diego nach seinem ausdrücklichen Willen 
in das Grab mit; dieser Diego erhielt mit Mühe eine unbedeutende 
Statthalterschaft, welche dessen Sohn sammt allen von dem Großpater 
ererbten Ansprüchen um 10,000 Dublonen an die Krone verkaufte.
	        
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