Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

24 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. 
Zeiten gemeine Freie ihr Gut dem Könige oder einem geistlichen oder 
weltlichen Herrn und ließen es sich von demselben wieder als Lehen 
übertragen; dadurch kamen sie in den Schutz desselben, verpflichteten 
sich aber auch zum Kriegsdienste und in der Regel auch zu einer be- 
stimmten Abgabe; in späterer Zeit waren die Männer äußerst selten, 
welche sich rühmen konnten, „sie haben ihr Gut allein von Gott und 
der Sonne.“ (Lehen im weiteren Sinn des Wortes, feudastra, waren 
und sind theilweise noch Bauernlehen, Erblehen, Erbzinslehen, Kolonate.) 
Damals gab es noch sehr wenige Burgen, denn die adeligen Herrn 
wohnten größtentheils auf ihren Gütern in großen hölzernen Häusern, 
um welche zunächst die Oekonomiegebäude standen. Die Viehzucht war 
wichtiger als der Ackerbau, wie es bei jedem halbcivilisierten Volke 
der Fall ist. Waldungen bedeckten den größten Theil des Landes, 
daher war die Schweinezucht sehr bedeutend und Wild im Ueberfluß 
vorhanden. 
Ein Hauptvergnügen der Herren war die Jagd; sie hatten ver- 
schiedene Arten von Jagdhunden, die in den Gesetzbüchern theilweise zu 
sehr hohem Werthe angesetzt sind; sie hielten auch gezähmte Hirsche, 
selbst Bären, verschiedene Vögel, namentlich Jagdfalken. Die Lebens- 
weise der höhern und niedern Stände war noch so ziemlich dieselbe, wie 
sie Tacitus beschreibt, obwohl die römische Kunst, das Leben zu ge- 
nießen, sich bereits in einzelnen Zügen äußert. 
Das Königthum. 
Jedes deutsche Bolk dieser Zeit hatte Könige oder Herzoge an 
seiner Spitze, deren Würde in ihrem Geschlechte forterbte, jedoch nicht 
ohne die Wahl oder wenigstens die Zustimmung der Freien. Waren 
mehrere Söhne da, so theilten sie sich bei den Franken nicht nur in 
das Gut, sondern auch in die Würde des königlichen Vaters, so daß 
das Königreich in mehrere Königreiche zerfiel; dies war theilweise auch 
bei den Angelsachsen der Fall, sonst fänden wir nicht z. B. zeitenweise 
zwei Könige in Mercia, in Kent 2c. Bei andern Völkern erhielt jeder 
königliche Prinz seine Apanage in Land und Leuten, die er unter der 
Oberhoheit des Königs regierte; denn es gab damals fast kein anderes 
Einkommen als das von Grundbesitz, und keinen Rang als den mit 
einer wirklichen Herrschaft verbundenen; diese Theilungen sind die Ur- 
sache der vielen Bruder= und Verwandtenmorde in den altgermanischen 
Herrscherhäusern, der vielen Empörungen und Verräthereien. 
Das Einkommen des Königs bestand in dem Ertrage seiner Güter, 
welche von Hörigen oder Leibeigenen bebaut und von Meiern verwaltet 
wurden. Standen die Güter unter einer schlechten Verwaltung, oder 
waren die meisten als Lehen fortgegeben, so konnte es wohl geschehen,
	        
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