Die Kämpfe um die Oerrschaft über Italien. 353
gund hier gegen die Franzosen gefochten. Es war ihm gegönnt, die
Franzosen noch einmal auf dieser Wahlstatt zu schlagen, aber großen
Gewinn brachte ihm der Krieg nicht; denn Heinrich VIII. machte mit
Frankreich gegen eine große Geldsumme Frieden und Maxens Mittel
reichten zu einer entscheidenden Verfolgung des errungenen Vortheils
nicht hin.
Franz l. gewinnt durch den Sieg bei Marignano Oberitalien
(13. und 14. September 1515).
Ludwig XII. starb 1. Januar 1515, und ihm folgte sein Neffe,
Franz I., in jeder Hinsicht ein ächter Franzose, persönlich tapfer, ruhm-
begierig, herrschsüchtig, glanzliebend und wollüstig; er liebte die Künste
und unterstützte sie, weil sie seinen Namen verherrlichen sollten. Das
Parlament berücksichtigte er wenig, seine Verwaltung war eine schlechte
und führte zu Erpressungen, wie sie seit langer Zeit nicht mehr im
Gange gewesen waren.
Gleich im ersten Jahre seiner Regierung, 1515, zog er mit einem
herrlichen Heere nach Italien und bemächtigte sich des größten Theiles
der Lombardei. Gegen ihn standen 20,000 Schweizer, mit ihnen der
Bischof von Sitten im Wallis, Kardinal Schiner, der den Papst durch
die Schweizer von den Franzosen gerne befreit hätte. Die Schweizer
aber waren unter sich nicht einig; ein Theil machte mit den Franzosen
Friede und schickte sich zur Heimkehr an, die andern wollten von einem
Frieden nichts wissen und gingen vorwärts, indem sie darauf rechneten,
daß ihre Brüder nacheilen würden, sobald sie den Kanonendonner hör-
ten. So geschah es auch, und am 13. September nachmittags stürmte
die Gesammtmacht der Schweizer das französtsche Lager bei Marignano
unfern Mailand. In diesem befehligte Franz mit ergrauten Feldherren
ein 40,000 Mann starkes Heer, dessen Stärke in dem berittenen Adel,
12,000 Landsknechten und mehr als 100 Kanonen bestand. Trotz des
Geschützfeuers brachen die Schweizer durch und drängten die Landsknechte
nach hartem Kampfe etwas zurück. Wahrscheinlich hätten sie das dop-
pelt so starke Heer vernichtet, wenn nicht die kühle Herbsinacht eingefal-
len wäre. In der Nacht ordnete der König sein Heer aufs neue, die
Schweizer aber hatten keine Lebensmittel und tobten die Nacht durch;
aus dem französischen Lager schmetterten die Trompeten, ihnen antwor-
teten die schweizerischen Harsthörner und das brüllende Landhorn von
Uri, der Stier, bei dessen Schalle einst Karl der Kühne bei Granson
erbleicht war. Am Morgen bei Sonnenaufgang griffen die Schweizer
mit einer Wuth an, als ob die gestrige Schlacht und der Hunger ihre
Kräfte nur gesteigert hätten. Der König selbst und die vornehmsten
Herren hielten mit Hand und Wort den Kampf aufrecht, und die fast
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