Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der Bürgerkrieg in der Vendee. 309 
Faust 68 Priester ermordet zu haben u. dgl., gegen die Bauern. Diese 
benutzten aber die Hecken, Gräben, Hohlwege und Wälder ihres Landes 
vortrefflich und trieben „die Blauen“ (die Republikaner) mit Verlust 
hinaus. Der Kampf bildete kühne und geschickte Parteiführer, einen 
Kathelineau, Stofflet, Charette, d'’Elbé, Bonchamp; nur bei 
Nantes hielt sie der General Klanklaur (Juni) in Respekt, sonst behielten 
sie überall die Oberhand. Als sie jedoch durch ihr Glück zuversichtlich 
gemacht aus ihrem Lande hervordrangen, wurden sie in den freieren Ge- 
genden mit Verlust zurückgeworfen (Oktober bis Januar 1794). Die 
Wuth des Konvents kannte keine Gränzen, er befahl die Vernichtung 
der Vendeer (1. August) und schickte Generale wie Westermann und 
Kommissäre wie Fouche und Kouthon, denen es nicht an dem Willen 
fehlte, den Befehl des Konvents wortgetreu zu vollziehen. Männer, 
Weiber und Kinder wurden schaarenweise erschossen, geschlachtet oder er- 
tränkt oder mit ihren Wohnungen verbranut, denn „nur die Todten 
kehren nicht wieder“, äußerte ein Mitglied des Konvents. Die Oberhand 
gewannen die Republikaner jedoch erst, als die kriegsgeübten Besatzungen 
von Mainz und Valenciennes, welche laut der Kapitulation nicht gegen 
das Ausland dienen durften, gegen die Vendée geschickt wurden, und 
Generale wie Hoche, Kleber und Marceau den Oberbefehl übernahmen, 
welche den Vendeern, so weit es ihnen möglich war, schonend begegneten. 
Jedoch slammte der Aufstand noch einigemal empor (1795), bis Charette, 
Stofflet u. a. gefangen und erschossen wurden, nachdem d'Elbé und 
Bonchamp schon früher gefallen waren. 
Die Stadt Lyon, wo der Schreckensmann Chalier, ein abge- 
fallener Pfaffe, durch die Bürgerschaft guillotiniert wurde, hielt ein 
60tägiges Bombardement aus und mußte sich endlich durch Hunger be- 
zwungen ergeben (9. Oktober); einige tausend Männer fielen im Kampfe, 
noch mehr wurden abgeschlachtet und massenweise durch Kartätschen nie- 
dergestreckt, weil die Guillotine zu langsam arbeitete; Häuser und Gas- 
sen wurden mit Pulver gesprengt und der Pöbel theilte mit den Trup- 
pen und Kommissären den Raub; Kollot d’Herbois, ein ehemali- 
ger Schauspieler, vollzog in Lyon die Befehle des Konvents. Mar- 
seille ergab sich nach kurzem Widerstande (25. August) und wurde deß- 
wegen auch weniger mißhandelt, Toulon nahm dagegen in der Ver- 
zweiflung (28. August) die Engländer auf. General Dugommier be- 
sehligte das republikanische Belagerungsheer, das Geschütz aber leitete 
ein junger Offizier, Napoleon Bonaparte aus Ajaccio auf der In- 
sel Korfika, mit ausgezeichneter Geschicklichkeit; die republikanischen Sol- 
daten erstürmten die stärksten Schanzen und die Engländer segelten ab, 
nachdem sie die französischen Schiffe und Arsenale in Brand gesteckt 
hatten (19. Dezember 1793). In dem Siegesberichte des Generals
	        
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