Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

38 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
Beispiele folgten in Norddeutschland die Bischöfe von Lübeck, Kamin 
und Schwerin (ein junger mecklenburgischer Prinz) und selbst der Erz- 
bischof von Mainz ließ die Reformation in Magdeburg und Halber- 
stadt gewähren, weil er sie nicht hindern konnte und dabei eine nicht 
unbedeutende Geldsumme herausschlug. Solche Triumphe in Deutschland 
und die Fortschritte der Reformation in andern Ländern vereitelten die 
Hoffnung des Kaisers, der immer noch an einem Vergleich zwischen den 
Theologen arbeitete; so veranlaßte er 1540 ein Religionsgespräch 
zu Worms, das 1541 zu Regensburg fortgesetzt wurde. Die 
Katholiken, der päpstliche Legat Kontarini und der Dompropst In- 
lius Pflug gaben so viel nach, daß sie mit Melanchthon in den vier 
wichtigsten Punkten übereinkamen, aber weder Luther, der den Kurfürsten 
von Sachsen auf seine Seite brachte, noch der Papst wollten von einer 
derartigen Ausgleichung, welche die Unterschiede nur verhüllte und jeden- 
falls nur zum Nachtheile der Katholiken ausgeschlagen wäre, etwas wissen 
und so zerrann die ganze Sache wieder (Regensburger Interim). 
Als gleichzeitig das Bisthum Naumburg in Erledigung kam, wählte das 
Kapitel den Julius Pflug zum Bischofe, der Kurfürst von Sachsen aber 
setzte den Lutheraner Amsdorf mit dem Gehalte eines Pfarrers zum 
Bischofe ein, den Luther ordiniert hatte (Januar 1542). 
Zu gleicher Zeit war der Herzog Heinrich von Braunschweig- 
Wolfenbüttel mit den schmalkaldischen Fürsten in einen heftigen Streit 
gerathen, In dem sie in einer Weise gegen einander schrieben, welche 
am besten bezeugt, wie entartet die fürstlichen Sitten in jener Zeit 
waren, darum mögen die Titel der Gegenschriften hier einen Platz fin- 
den. Der des küursächsischen Libells lautet: „Wahrhaftige, beständige, 
ergründete, christliche und aufrichtige Verantwortung wider den verstock- 
ten, gottlosen, vermaledeiten, verfluchten Ehrenschänder, bösthätigen 
Barrabas, auch h.. süchtigen Holofernes, der sich Heinrich von Braun- 
schweig nennt, und sein unverschämt kalphurnisch Schand= und Lügen- 
buch.“ Heinrichs (des jüngern) Antwort: „Erhebliche, gründliche, wahr- 
haftige, göttliche und christliche Quadruplik wider des gottlosen, ver- 
ruchten, verstockten und abtrünnigen Kirchenräubers, vermaledeiten und 
boshaften Antiochi, Novatiani, Severiani und H. wirths von Sachsen, 
der sich Hansen Friedrich von Sachsen nennt, erdicht, erlogen und un- 
verschämt Lügenbuch.“ Auch Luther gab seinen Senf dazu in seiner 
Schrift „wider Hans Wurst“, in welcher er dem Braunschweiger sagt: 
„Ihr seid beide, Vater (darunter ist der Teufel zu verstehen) und Sohn, 
die rechten Hans Wurst, Tölpel, Knebel und Rülze, verzweifelte, ehr- 
lose, verlogene Bösewichter.“ In dem Kriege (1542), der aus dieser 
Feindschaft erwuchs, wurde Heinrich geschlagen, bei einem zweiten Ver- 
suche (1545) gefangen und Braunschweig-Wolfenbüttel reformiert.
	        
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