98 Achtundzwanzigstes Kapitel 26. Nov. 1882
„Man kann sagen, dergleichen Bücher seien bei Lebzeiten des
Gegenstandes der Darstellung nicht zu schreiben. Ich gestatte mir
darauf zu antworten, sie werden auf diese Weise am besten ge—
raten, da der Verfasser, wenn ihm Vertrauen geschenkt wird, dann
mehr erfahren kann, als was in Archiven zu haben ist, deren Inhalt
überdies in späterer Zeit nicht von allen recht verstanden wird.
„Wünschten Eure Durchlaucht mündliche Besprechung der Sache,
so wäre ich jederzeit bereit, Ihren Befehlen ohne Verzug nachzu—
kommen.
Berlin, 26. November 1882.
Euer Durchlaucht
ehrerbietigst ergebner
Dr. Moritz Busch.“
Bucher erzählte bei dieser Gelegenheit, daß Bleichröder, nachdem
er sich wegen Beihilfe zu einer türkischen Tabak- und Eisenbahn—
spekulation vergeblich an Rothschild und die Diskontogesellschaft ge—
wandt, mit rheinischen Geldleuten deshalb in Verbindung zu treten
versucht und dabei in Köln geäußert habe: „Für eine Spekulation
im Orient habe ich die deutsche Diplomatie zur Verfügung; wenn
der Reichskanzler nicht will, so habe ich den —“ . . . „Die Sache
wird jetzt schon an der Börse erzählt,“ fügte Bucher (wohl nach
Hansemanns Mitteilung) hinzu. Dann machte er mich auf den
Artikel des Echo über Göschen (den Londoner Politiker jüdischer
Herkunft) aufmerksam, von dem die Berliner Börsenzeitung vom
23. November d. J. berichtet. Diese sagt: „Unter den Liberalen
in England, die die ägyptische Politik der Regierung verwerfen,
macht, wie aus London berichtet wird, tiefen Eindruck die im Echo
von Robert Knight, dem Redakteur des Statesman, gegebne Ent-
hüllung der großen finanziellen Griffe, die bei den verschiednen
Anleihen des Khedive durch die einzelnen Bankhäuser gemacht worden.
Der heftigste persönliche Angriff ist gegen den ehemaligen Kabinetts-
minister Göschen gerichtet. Das tragische Ende des Schatzkämmerers
Ismail Sadyk Pascha, des veinzigen Mannes, der der Sendung
des Herrn Göschen Widerstand geleistetc, wird geradezu in Ver-
bindung damit gebracht und Göschen beschuldigt, vierzehn Tage
nachher dreiundeinhalb Millionen Pfund Sterling in die Tasche