Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

102 Neunundzwanzigstes Kapitel 
Dr. Alexis Schmidt, einem hohen Freimaurer, redigierte Blatt zu 
lesen, beibehalten hatte, auch nachdem dasselbe in die Hände des 
Dr. Wehrenpfennig übergegangen war, der dasselbe bald zu Tode 
redigierte. Aus der Spenerschen Zeitung gingen die Angriffe mit 
Variationen in viele andre Blätter über, in freihändlerische mit dem 
Zusatz, daß der Plan des Fürsten »bei hervorragenden Persönlich— 
keiten des Reichskanzleramts keine Billigung finde.« In den Aus— 
schnitten, die vor mir liegen, ist zu lesen: ich litte an einem schweren 
Augenübel — in der That hatte ich das Jahr vorher eine Kur bei 
Pagenstecher in Wiesbaden mit durchaus befriedigendem Erfolge ge— 
braucht —, ich hätte mich deswegen schon von den Geschäften zurück— 
gezogen; in der That versah ich meinen Dienst wie immer und hatte 
nur vom 1. Juli ab den üblichen Sommerurlaub erbeten; ich würde 
deshalb nicht mehr nach Varzin berufen werden — in der That 
habe ich nach Beendigung meines Urlaubs vom 26. August bis 
26. Oktober die Geschäfte in Varzin versehen —; ich sei wegen meiner 
Vergangenheit bei Hofe persona minus grata — was in betreff 
der Hofschranzen richtig sein möchte, aber wohl nicht in betreff des 
Kaisers, der, wie Sie ohne mich erfahren haben, persönlich mir 
einen wichtigen Auftrag erteilt und meine Berichte darüber entgegen- 
genommen hatte.) Ubrigens würde ich als Generalsekretär gar nicht 
in Berührung mit ihm gekommen sein. 
„Diese Bülowschen Angriffe hätten schwerlich den Plan Bis- 
marcks vereitelt; aber auch die Freihändler, die ihn schon damals 
in Verdacht hatten, daß er nicht mehr mit ihnen wirtschaften werde, 
sobald die Befestigung unfrer auswärtigen Beziehungen es ihm ge- 
statten würde, sich mit den innern Verhältnissen zu beschäftigen, sie 
wollten einen Ketzer nicht in der mir zugedachten Stelle sehen. Camp- 
hausen, damals Vizepräsident des Staatsministeriums, erklärte Bis- 
marck, daß ich ihm nicht genehm sei. Welchen Grund er angegeben 
hat, habe ich bis heute nicht erfahren, den wahren natürlich nicht; 
das aber weiß ich bestimmt, daß er sich gegen seine Räte im Finanz- 
ministerium gerühmt hat, mir diese Aussicht verdorben zu haben. 
So konnte ich es mit Humor betrachten, daß er mir einen Dienst 
erwiesen und ich doch nicht die Pflicht hatte, ihm dankbar, sondern 
  
*) Sendungen nach Spanien in der Thronfolgeangelegenheit 1870, f. u.
	        
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