Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

104 Neunundzwanzigstes Kapitel 
Artikel der Süddeutschen Post, wie ich aus guter Quelle höre, von 
dem Sozialdemokraten Referendar Viereck, über die Unterhandlungen 
der verstorbnen Gräfin Sophie Hatzfeldt und ihres Sohnes Paul, 
gegenwärtigen Staatssekretärs, mit der Sozialdemokratie und die 
Entgegnung in dem offiziösen Deutschen Tageblatt vom 3. d. M., 
die wie ein Dementi aussehen soll und keins ist. Ich halte aus 
äußern Gründen die Angaben Vierecks im wesentlichen für richtig 
und glaube, daß wir in ihnen die Zipfel eines Gewebes zu sehen 
bekommen, das gesponnen wurde, während der Kaiser infolge des 
Nobilingschen Attentats daniederlag, und man nicht wußte, ob er 
aufkommen würde, eines Gewebes, in dem rote und schwarze und 
noch andre Fäden sich in merkwürdiger Weise kreuzten, und an dem 
einer mit zwei Gesichtern mitgearbeitet hat. Wie mein in dem Artikel 
erwähnter Brief an Lassalle vom 22. Januar 1862, dessen ich mich 
durchaus nicht zu schämen habe, und wie der tödliche Haß der 
Gräfin gegen mich entstanden ist, ersehen Sie aus dem beiliegenden 
Konvolut, dessen ganzen Inhalt ich zu Ihrer Verfügung stelle, und 
das ich mir demnächst zurück erbitte. Das Gespräch, das Lassalle 
in seinem Briefe fordert, hatte das Ergebnis, daß ich erklärte, ich 
vermöchte seine Agitation nur seitwärts dadurch zu unterstützen, daß 
ich gegen die Freihändler schriebe und spräche, soviel ich könnte; 
ich konnte aber nicht viel wegen des Geschäftsverhältnisses, in dem 
ich damals und bis zum Mai 1864 zu dem Nationalzeitungs= und 
Telegraphen-Wolff stand. 
„Bei dieser Gelegenheit will ich denn auch zu Papier bringen, 
was es mit den Geldbeiträgen auf sich hat, die ich der Internatio- 
nalen geschickt haben soll. In London hatte ich in einem Lesekabinett 
einen gewissen Borkheim kennen gelernt, aus Schlesien gebürtig, der 
als Student den badischen Aufstand mitgemacht, in England Kauf- 
mann geworden war. Im Januar 1861 suchte er mich auf, um 
mir folgendes zu erzählen. Johann Philipp Becker (nicht zu ver- 
wechseln mit Bernhard Becker), der im badischen Aufstand ein Kom- 
mando, wenn ich mich recht erinnere, als Oberst, gehabt hatte, habe 
ihm aus Genua geschrieben, die italienische Aktionspartei wolle 
irgendwo einen Putsch machen, sammle in Genua Leute, habe ihn 
zum Depotkommandanten ernannt und wünsche, daß er deutsche 
Flüchtlinge anwerbe; Borkheim möge ihm dazu behilflich sein. Auf
	        
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