6 Siebenundzwanzigstes Kapitel 6. Nov. 1880
ist bestimmt worden, daß Herr von Radowitz nach Athen und weder
als Staatssekretär nach Berlin noch sofort nach Konstantinopel zu
gehen hat. Graf Hatzfeldt aber wird binnen kurzer Zeit den ge—
nannten hohen Posten im Auswärtigen Amte einnehmen.“
Am 6. November schickte mir Bucher den Artikel des Daily
Telegraph, der von Friedrichsruh an ihn zurück gekommen war,
mit folgendem Schreiben Graf Herberts zurück, das ich behalten
konnte:
„Verehrter Herr Geheimer Rat,
Anbei erhalten Sie Ihrem Wunsche gemäß die Anlage Ihrer
gestrigen Notiz zurück. Mein Vater hat sie mit vieler Befriedigung
gelesen und erhofft von ihr eine heilsame Wirkung. Es geht ihm,
gottlob, wieder etwas besser, wenn auch der letzte Ärger ihm
leider immer noch in den Gliedern steckt. Morgen wird Radowitz
wohl herkommen, um über Griechenland instruiert zu werden.
Verehrungsvoll
Ihr H. Bismarck."
Tags vorher hatte mir Bucher Major Knorrs Buch: „Die
polnischen Aufstände seit 1830“ (Berlin, 1880) mit der wohl vom
Chef herrührenden Weisung übersandt: „Das Material über die
Priester zu benutzen. Anwendung auf Frankreich und Belgien.
Von Deutschland nichts sagen.“ Ich mache aus der Schrift einen
längern Artikel: „Die staatsfeindliche Praxis des ultramontanen
Klerus,“ der in Nr. 48 der Grenzboten erschien und mit der Moral
schloß: „Wir denken, diese Erinnerungen bedürfen keines Kommen-
tars, und so können wir unsern Zweck, zu zeigen, was das eigent-
liche Wesen der Ultramontanen ist, und wie sie sich bei Krisen dem
Staate gegenüber verhalten haben und immer verhalten werden, als
mit ihrer bloßen Mitteilung erreicht ansehen. Aristokraten und
Demokraten sind ihnen gleich liebe Bundesgenossen, wenn nur die
Verbindung mit ihnen Vorteil für die Herrschaft des Papstes über
die Staaten in Aussicht zu stellen scheint, und bei der Aktion nach
diesem Ziele hin ist ihnen auch das verwerflichste Mittel nicht zu
schlecht.“
Sehr charakteristisch für Buchers Stellung einerseits zu der
vernünftigen Fraktion der Sozialisten, anderseits zu der Bamberger-