Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

264 Zweiunddreißigstes Kapitel 2. Nov. 1888 
Anschluß an die letzte der frühern Sammlung) war 309, die letzte 
752, das erste Datum der 19. Oktober 1862, das letzte der 29. Ok- 
tober 1888. Das zehnte Couvert enthielt undatierte und zeitlich 
nicht genau oder überhaupt nicht zu datierende Konzepte u. dergl. — 
wahrscheinlich aus den Jahren 1862 bis 1882. 
Mittags vor dem Frühstück übergab ich dem Chef die Couverts 
mit den Papieren persönlich. Nachmittags schien er sie sich ange- 
sehen zu haben; denn als er vor dem Diner, wie gewöhnlich, mit 
seinen beiden Hunden herüber kam, gab er mir die Hand und be- 
dankte sich, wobei er seine Verwunderung darüber äußerte, daß ich 
mit einer solchen Masse von Briefen und Denkschriften in so kurzer 
Zeit fertig geworden sei. Ich sagte, wenn er die in Varzin liegenden 
auch geordnet haben wolle und keinen Geeignetern dazu wisse, so 
möchte er mich bei seiner nächsten Reise nach der hinterpommer- 
schen Herrschaft davon in Kenntnis setzen, damit ich käme und die 
Sache besorgte. Ich werde glücklich sein, ihm zu dienen und dabei 
gescheiter zu werden. Beim Diner fehlte Rottenburg. Er war 
nach Hamburg gefahren, um dort mit Verwandten zusammen- 
zutreffen. Bei Tische wurde zuerst von einem Herrn von Bülow 
gesprochen, der beim Frühstück Gast des Chefs gewesen war. Ich 
erfuhr, daß ich in ihm den famosen Führer der lauenburgischen 
Ritterschaft mir gegenübergesehen hatte, dem Bismarck vor der Hul- 
digung erst auf dem Ratzeburger See, dann beim Schwure in der 
dortigen Kirche den Standpunkt klar gemacht hatte. 1 Er ist viel 
harmloser, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Der Chef kam später 
auf die von mir geordneten Briefe des Kronprinzen von 1863 und 
seine Bleistiftbemerkungen zu dem einen davon zu sprechen. Ich 
sagte: „Absalom! Und wie Sie ihm nach dem auf der Rückseite 
Befindlichen geantwortet haben können, Sie gedächten einmal nicht 
zu seinen Ministern zu gehören.“ — „Ja — versetzte er —, und 
das Citat: Leichtfertig ist die JIJugend mit dem Wort.“ Er knüpfte 
daran einen Rückblick auf die verschiednen Phasen, in denen der 
Kronprinz ihm im Verlaufe seines Lebens gegenüber gestanden hätte: 
„Zuerst 1848 oder 49. Er war damals noch recht dünn und 
schmächtig. Da machte er sich sehr an mich, und als sies ihm ver- 
  
1 Siehe Bd. II, 519/20.
	        
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