3. Nov. 1888 Zweiunddreißigstes Kapitel 267
und später erst Sedlitz für 70000, dann Chorow für 120000 Thaler
dazu erworben. Die Fürstin erzählte, wie wohlfeil früher dort die
Güter gewesen seien, und lobte die schöne Lage mehrerer davon.
Ihr Vater habe ehemals außer Reinfeld und Viartlum noch zwei
Güter besessen.
Sonnabend verabschiedete ich mich von dem Fürsten und seiner
Gemahlin im Speisezimmer, nachdem ich noch mein den kleinen
Rantzaus gegebnes Versprechen erfüllt hatte, mit ihnen das „Haus“
zu besehen, das sie an der Straße nach Dassendorf zu bauen begonnen
hatten. Es waren Baumäste aus dem benachbarten Walde, die sie quer
über einen Graben gelegt hatten, und ich riet zu Verbesserungen mit
Heidekraut und gefallnen Blättern, an die die kleinen Architekten unter
meiner Leitung mit Eifer gingen. Zuletzt bedankte sich der größte naiv
höflich „für die guten Ratschläge, die ich ihnen erteilt hätte,“ und hoffte,
ich werde bald wieder kommen. Beim Abschied im Hause wurde mir
Aussicht dazu eröffnet. Der Chef sagte, indem er mir die Hand
reichte: „Adieu, Büschlein, vielleicht setzen wir unser Geschäft schon
bald in Varzin fort. Ich muß nur erst nach Berlin.“ Die Fürstin
trug mir Grüße an Bucher auf. Die Gräfin kam herunter, um
mich mit ihren Kindern nach der Station zu begleiten. Vorher
zeigte sie mir noch die stattliche Wanduhr und den Schrank mit
Schreibmaterialien, den deutsche Fabrikanten ihrem Vater verehrt
hatten, und die im zweiten Parterrezimmer vom Flur stehen, und
schenkte mir zum Andenken einen der Federhalter von Porzellan
aus den Schubladen des Schrankes. An der Station bat sie mich,
ihr meine Photographie und das Niggerlied: I’am coming from
Alabama zu schicken, das ich ihr die letzten Abende mehrmals hatte
vorsingen müssen, und das ich ihr hier noch ein paarmal wieder-
holen mußte. Auch wünschte sie meinen Besuch, wenn sie das
nächstemal in Berlin bei den Eltern wäre. Rottenburg erschien
ebenfalls an der Station, um herzlich Abschied von mir zu nehmen.
Die drei kleinen Grafen riefen mir noch, als ich im Wagen war,
nach: „Bald wieder, Herr Doktor!“ Photographie und Lied gingen
in den nächsten Tagen an die Gräfin ab. Die Grüße an Bucher,
die sie mit denen ihrer Frau Mutter vereinigt hatte, wurden ge-
treulich ausgerichtet. Alle werden, denke ich, mir ein freundliches
Andenken bewahren.