Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

310 Vierunddreißigstes Kapitel 18. März 1891 
Sie auf alle Fälle Nachtzeug mit, wenn Sie auch bei der Haus- 
frau ebensowenig persona grata sind wie ich.“ 
Antwortete, ich meldete mich lieber schon für übermorgen an, 
da mir der Tag aber freigestellt und ich schon mitten im Durch- 
lesen, Ordnen und Verpacken für den Umzug am 16. März sei, so 
wolle ich am 18. kommen. Bat noch um Angabe des Zuges und 
erwähnte des hübschen Bildes und Gedichts Dropping the Pilot 
im Punch vom 29. März 1890, das mir ein Bekannter tags 
vorher gezeigt habe, und das ich, wenn man es nicht schon habe, 
mitbringen wolle. 
Bucher erwiderte, man habe in Friedrichsruh den Pilot des 
Punch, und er sei mit dem Bummelzuge früh neun Uhr gefahren. 
Ich that am 18. März desgleichen und kam um drei Uhr in Fried- 
richsruh an. Der Fürst war mit dem Abgeordneten Buhl, der 
zum Besuche da war, ausgefahren. Ein Diener wies mir oben 
Nr. 4 als meine Stube an, wo ich Grant, Bancroft und die 
Büsten Washingtons und Hamiltons zu Gesellschaftern hatte. Machte 
sofort Bucher, der mir gegenüber wohnte, meinen Besuch. Er klagte, 
daß alles mit den Memoiren wie früher stehe. Der Fürst komme 
beim Diktieren von einem aufs andre, erzähle vieles mehrmals und 
dann fast immer anders als vorher u. s. w. Es sei schon ein ganzer 
Haufen von Diktaten, aus dem Stenographischen übertragen, vor- 
handen, wohl sechzig Druckbogen (er lag auf einem Stuhle, doch 
gab er meiner Schätzung nach kaum so viel); es müsse jedoch ge- 
sichtet und umgearbeitet werden, und der Chef habe noch keine 
Zeile davon wieder angesehen. Schwerlich werde aus der Sache 
noch etwas werden, jedenfalls sei er sich noch nicht klar darüber, 
ob es schon bei Lebzeiten oder erst posthum zu veröffentlichen sei. 
Bucher beabsichtigt, Ende des Monats wieder auf eine Weile fort- 
zugehn, und ist sehr unbefriedigt mit seiner hiesigen Beschäftigung. 
Er zeigte mir von dem Haufen auf dem Stuhle ein schweres Paket 
mit der Aufschrift „Nikolsburg“ und bemerkte, darin sei indes von 
den dortigen Vorgängen weniger die Rede als von allerhand andern 
Dingen. Von den Schriftstücken, die ich 1888 geordnet hätte, habe 
er wenig zu Gesicht bekommen, von denen über das Bündnis mit 
Osterreich gar nichts, von den Gerlachschen Briefen nur zwei oder 
drei, von der Korrespondenz mit Manteuffel und Schleinitz eben-
	        
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