Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

48 Achtundzwanzigstes Kapitel 11.—27. Juli 1881 
zu sehen, wo wir ihm Valet sagen sdem Fürsten Adolf Auersperg! 
und an seine Stelle einen aus unfrer (der liberalen Juden] Mitte 
setzen können,“ und „dann 'wenn die Adelspartei vor der Dy- 
nastie verdächtigt und diskreditiert ist) wird der wahrhaft neue und 
regenerierte Adel aus unserm dem jüdischen! Volke den Einzug 
halten und die ihm von Gott verheißene Mission erfüllen.“ Ich 
ließ den Brief mit einigen einleitenden Bemerkungen in den Grenz- 
boten (Nr. 29) abdrucken. 
Am 11. Juli früh ging ich zu Bucher, von dem ich erfuhr, 
daß er das Material zu seiner Broschüre über den Cobdenklub vor 
etwa vierzehn Tagen im Britischen Museum gesammelt habe. Er 
sei auf Befehl des Chefs und unter falschem Namen nach London 
gegangen und habe dort mit niemand verkehrt. 
Am 21. suchte ich Bucher im Auswärtigen Amte auf, um ihn 
an die Broschüre und den versprochnen Grenzbotenaufsatz zu mahnen. 
Diesen hatte er nicht machen können, da er sich ein dazu gehöriges 
Buch nicht zu verschaffen vermocht hatte. [Es war die 1869 er- 
schienene Schrift des Oxforder Professors Bonamy Price: Prin- 
ciples of Currency.] Seine Broschüre gab er mir zur Be- 
sprechung mit einer Anzahl Notizen, denen er in den nächsten Tagen 
noch einige hinzufügte. Desgleichen übersandte er mir mehrere eng- 
lische und französische Schriften zur Benutzung für jenen Zweckl. 
Der Brief Glasers war inzwischen emphatisch für eine Fälschung 
erklärt worden, und zwar von Glaser selbst, indes hielt Bucher ihn 
trotzdem für „im wesentlichen echt.“ 
Ich verfaßte nun nach der Broschüre und den Notizen Buchers 
sowie nach den von ihm gesandten Büchern für die Grenzboten fünf 
Artikel, die unter dem Titel: „Zur Charakteristik des Man- 
chestertums“ in Nr. 33 bis 37 des Blattes erschienen. 
Am 27. Juli erzählte mir Bucher „eine Anekdote zur Charak- 
teristik der Amtsführung des Staatssekretärs von Bülow.“ Eines 
Tages war Lasker zu diesem gekommen, um ihm einen französischen 
Comte de Jolivar zu empfehlen, der sich nach Konstantinopel be- 
geben gewollt und Rekommandation an unfre dortige Gesandtschaft 
gewünscht hätte. Bülow veranlaßte, daß ihm ein solches Schreiben, 
dem der Staatssekretär eigenhändig ein paar warme Worte der 
Empfehlung an Werther, unsern damaligen Vertreter beim Sultan,
	        
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