Full text: Tagebuchblätter. Dritter Band. (3)

Aug.—Sept. 1881 Achtundzwanzigstes Kapitel 51 
Artikels über das Manchestertum zugehen, wobei ich ihm schrieb, 
wenn er die andern auch haben wollte, möge er michs wissen 
lassen. Diese zweite Sendung wurde, da ich inzwischen verreist war, 
von meiner Frau ins Zentralbüreau befördert. 
Am 7. August erhielt ich einen Brief von Bucher aus Baden- 
weiler, worin er mich bat, den „Ruhm Gladstones,“ den Blind nach 
dem ersten Artikel über das Manchestertum gepriesen haben sollte, 
in die „Tugend Gladstones“ zu verwandeln. Bucher schrieb am 
Schlusse seines Billets: „Verraten Sie mein Versteck nicht. Es 
ist reizend hier.“ 
Am 14. September schrieb mir Bucher, daß er wieder in Berlin 
sei, und am 21. besuchte ich ihn. Er erzählte, daß der Chef wieder 
einmal „Ungelegenheiten mit dem Kaiser gehabt habe.“ Dieser lese 
jetzt keine Zeitungen mehr; neulich aber müsse ihm ein Hofschranze 
ein Entrefilet mit dem Vorgeben, es sei aus der Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung, zugesteckt haben, worin gestanden habe, es 
solle eine Nuntiatur in Berlin errichtet werden. Denn er habe 
dem Chef darüber geschrieben. Der Kanzler hat zunächst kurz 
per Telegraph geantwortet, er wisse von keinem solchen Artikel in 
dem gedachten Blatte (das auch nichts der Art enthalten hah, 
und dann eine drei Bogen starke Denkschrift über die Angelegen- 
heit eingeschickt. Er ist „über das Verhalten des Allergnädigsten 
sehr aufgebracht gewesen.“ — Tiedemann ist jetzt definitiv durch 
Rottenburg ersetzt. Er geht demnächst als Regierungspräsident nach 
Bromberg, während er früher gewünscht und gehofft hat, Ober- 
präsident in Kassel zu werden. Keudell hat auf seine Erwähnung 
in dem ersten Grenzbotenartikel über das Manchestertum, den die 
Fortschrittsblätter als „wütenden Angriff“ bezeichnet haben, in der 
Morning Post erklären lassen, daß er den Vorstand des Cobdenklubs 
ersucht habe, ihn aus der Mitgliederliste zu streichen. Zugleich aber 
hat er sich in fortschrittlichen Blättern wie der Vossischen Zeitung 
und dem Berliner Tageblatt zu verteidigen gesucht und, wie bei 
ihm üblich, mit Selbstlob geschlossen. „Die fast gleichlautenden 
Artikel sind von ihm selbst — sagte Bucher —; es fehlt bloß sein 
Name darunter.“ Diese Produkte sind dem Kanzler nach Varzin 
gesandt worden, und er hat darauf in der Norddeutschen All- 
gemeinen Zeitung folgende Erklärung abgegeben: 
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