13. August Drittes Kapitel 71
der Landesvertretung herbeizuführen, damit sie durch die Wahl
eines Königs dem Provisorium ein Ende mache. Auch befindet sich
der Herzog von Montpensier, an den sie dabei denken, bereits in
der spanischen Hauptstadt; indes widersetzt sich die Regierung dem
Plane mit der größten Entschiedenheit!
Endlich erfuhren wir, daß es morgen beizeiten weitergehen
sollte, und zwar wurde uns als nächster Haltepunkt das Städtchen
Faulquemont (Falkenberg) genannt. Abends übte ich mich wieder
im Dechiffrieren, und es gelang mir, ohne Hilfe eine Depesche von
etwa zwanzig Zahlengruppen in ungefähr ebenso vielen Minuten
zu entziffern.
Am 13. August brachen wir wirklich nach Faulquemont oder,
wie wirs jetzt schreiben, Falkenberg auf. Die Gegend, durch die wir
fuhren, war wie die, die wir von Saarbrücken an passiert hatten, ein
Hügelland, das vielfach mit Gehölzen bedeckt war, und an Kriegs-
bildern fehlte es so wenig wie vorher. Die Chaussee war voll von
Wagenzügen, Geschützen, fahrenden Lazaretten, Armeegendarmen
und Ordonnanzen. Lange Reihen von Infanterie marschierten auf
der Straße und zur Rechten quer über die Stoppelfelder auf den
hier mit Strohwischen an Stangen abgesteckten Kolonnenwegen.
Bisweilen sah man einen Mann mitten im Gliede umfallen, und
hie und da lagen Marode in den Gräben; denn die Augustsonne
brannte von einem wolkenlosen Himmel grimmig hernieder. Die
Truppen, die wir vor uns und zuletzt großenteils hinter uns hatten,
waren das 84. Regiment (Schleswig-Holsteiner) und das 36. Endlich
kamen wir durch die dicke gelbe Staubwolke, die von ihren Tritten
aufgestiegen war, in das Städtchen hinein, wo ich bei Bäcker Schmidt
einquartiert wurde. Der Minister war in dem Nebel und Menschen-
getümmel verschwunden, und erst nach einiger Zeit erfuhr ich von
den gleichfalls in Falkenberg verbliebnen Räten, daß er mit dem
Könige nach dem eine starke Meile von uns entfernten Dorfe Herny
(Herlingen) weitergefahren sei.
Falkenberg ist ein Ort von ungefähr 2000 Einwohnern, der
nur aus einigen ziemlich langen Hauptstraßen und etlichen engen
Nebengassen besteht und einen sanft abfallenden Hügelrücken ein-
nimmt. Den ganzen Rest des Tages dauerte der Durchmarsch der
Truppen beinahe ununterbrochen fort. Darunter befand sich auch