14. August Drittes Kapitel 75
brennten und nichts als Ruinen zurückließen, wovon man nicht das
mindeste bemerkt zu haben mit gutem Gewissen erklären konnte.
Endlich war es wünschenswert, der Neuen Freien Presse entgegen—
zutreten, die bisher eine wohlwollende Haltung gegen uns gezeigt
hatte, aber nach dem Constitutionnel in den letzten Tagen, vielleicht,
weil sie wegen Preußenfreundlichkeit Abonnenten eingebüßt, vielleicht,
weil etwas an dem Gerüchte war, die ungarisch-französische Partei
habe die Erwerbung des Blattes vor,) eine andre Richtung ein-
geschlagen hatte. „Sagen Sie — so schloß der Kanzler seine Wei-
sung in Bezug auf einen andern Artikel des Constitutionnel!) —,
es sei im Ministerrat niemals davon die Rede gewesen, Saar-
brücken an Frankreich abzutreten. Die Sache sei nie über vertrau-
liche Anfragen und Besprechungen hinaus gekommen, und selbst-
verständlich könnte ein nationaler Minister, einer, der mit dem
nationalen Gefühl arbeitet, an so was nicht denken. Doch mag
das Gerede einen kleinen Grund haben. Es kann ein Mißver-
ständnis oder eine Verdrehung der Thatsache sein, daß vor 1864
im Ministerrat die Frage angeregt und erörtert worden ist, ob es
nicht geraten wäre, die Kohlengruben bei Saarbrücken, die Staats-
gut sind, an Gesellschaften zu veräußern. Ich wollte damit den
*) Nach dem Constitutionnel vom 8. August hatte sich „der Druck der
öffentlichen Meinung in Wien fortwährend deutlicher und in der Weise kund
gegeben, daß die Neue Freie Presse an einem einzigen Tage mehr als tausend
Briefe erhielt, in denen ihre Abonnenten ihr die Anzeige machten, daß sie
dieses Blatt nicht mehr annehmen würden, wenn es fortführe, den Interessen
Preußens zum Schaden Osterreichs zu dienen.“
**“) Der Ankauf sollte, wie der Chef meinte, durch Kiß vermittelt werden,
der wieder zu Vermögen gekommen sei.
***) Nach einem aus Wien stammenden, vom Constitutionnel mitgeteilten
Artikel hatte die dortige Morgenpost vom 2. August Enthüllungen gebracht, die
sie „von einer mit dem Großherzog von Baden auf sehr vertrautem Fuße
stehenden Persönlichkeit“ haben wollte, und „nach welcher Herr von Bismarck
in vollem Ministerrate den Vorschlag gemacht haben“ sollte, „Saarbrücken und
Landau an Frankreich abzutreten. Der Großherzog selbst — so hieß es dort
weiter — hat diese Thatsache der Person mitgeteilt, die sie in der Morgenpost
veröffentlicht, und der Großherzog hatte sie von dem Könige von Preußen, der
behauptete, daß nur sein Widerspruch die Ursache gewesen, daß der Vorschlag
des Herrn von Bismarck vom Ministerrate nicht angenommen worden sei.“