Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

Vorbemerkung IX 
speare; beides gehörte zu seiner Natur, und er handhabte beiderlei 
Ausdrucksweisen mit gleicher Vollkommenheit. Das Bemühen, nur 
die erste bei ihm zu finden, würde er selbst als eine Fälschung ver- 
ächtlich zurückgewiesen haben. 
Die Frage, inwieweit es taktvoll oder taktlos, diskret oder 
indiskret sei, dies oder jenes von dem Gehörten und Gesehenen 
öffentlich zu erzählen, wird je nach der Empfindung des Einzelnen 
immer verschieden beantwortet werden. Hier sei nur darauf hin- 
gewiesen, daß es ein großer Unterschied ist, ob ein Buch derart 
während der Lebens= und Amtszeit des Helden oder nach seinem 
Tode, ob es 1878 oder 1899 erscheint. Auch vieles, was 1878. 
noch unbekannt und daher bis zu einem gewissen Grade Geheimnis. 
war, ist jetzt in andern Denkwürdigkeiten oder aus andern Quellen 
längst veröffentlicht, und Fürst Bismarck selbst hat auch in dieser 
Beziehung einer neuen, weitherzigern Auffassung theoretisch und 
praktisch gehuldigt. Eine Eigenschaft muß von dem, der solche Auf- 
zeichnungen unternimmt und herausgiebt, allerdings gefordert werden, 
das ist die Liebe und die Verehrung für seinen Helden. Diese em- 
pfand Busch in ebenso hohem Grade wie sein Freund Bucher; 
kritisch, sarkastisch gestimmt, wie sie beide waren, haben sie doch 
dem Fürsten die treufte Anhänglichkeit gewidmet und sich seines 
Vertrauens erfreuen dürfen, und das jahrzehntelang in der Zeit 
seiner Vollkraft und Macht, nicht erst in den letzten Jahren nach 
seiner Entlassung, wie andre, die diese Verabschiedung mit einer 
Bitterkeit empfanden und zum Ausdruck brachten, wie er selbst sie 
niemals oder doch nur in der ersten Zeit danach empfunden hat. 
Was wollen den zahlreichen Außerungen solchen Vertrauens gegen- 
über einige verdrießliche Bemerkungen sagen, die in einer vorüber- 
gehenden Verstimmung gefallen sind! Es ist ein schlechtes Kom- 
pliment für den Menschenkenner Bismarck, wenn man glaubt oder 
zu glauben vorgiebt, daß er sich durch Jahrzehnte trotz eines lange 
Zeit fast täglichen Umgangs über einen Menschen so getäuscht habe,
	        
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