Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

84 Drittes Kapitel 17. August 
dessen etwas unruhig, hatte kein rechtes Sitzfleisch, keine Stetigkeit 
der Gedanken, von denen einige doch, wie im Fieber, immer wieder— 
kamen. Man ging nach dem Markt und nach der Brücke, wo all— 
mählich Leichtverletzte zu Fuß und Schwerverwundete zu Wagen 
eintrafen. Man ging auf die nach Metz führende Chaussee hinaus, 
wo wir einem Zuge von etwa hundertundzwanzig Gefangnen be— 
gegneten. Es waren meist kleine dürftige Leute, doch auch hoch- 
gewachsene, breitschultrige Burschen darunter, Garden, an den 
weißen Litzen auf der Brust erkennbar. Man ging wieder nach 
dem Markte. Man ging in den Garten hinter dem Büreau, wo 
links in einer Ecke nicht weit vom Hause „der Hund begraben 
liegt" — der Hund eines Herrn Aubert nämlich, der unser Herr 
Wirt zu sein scheint, und der dem Verblichnen ein steinernes Denk- 
mal errichtet hat, mit folgender rührender Inschrift: 
Girard Aubert épitaphe à sa chienne. 
Jci tu gis, ma vieille amie, 
Tu n'es donc plus pour mes vieux jours. 
O toi, ma Diane cherie, 
Je te pleurerai toujours. 
Endlich, gegen sechs Uhr, kam der Kanzler zurück. 1 Es hatte 
an diesem Tage keine große Schlacht stattgefunden, aber mit aller 
Wahrscheinlichkeit war anzunehmen, daß es morgen wieder etwas 
geben werde. Der Chef erzählte bei Tische, daß er seinen während 
eines Massenangriffs von Reiterei bei Mars la Tour durch einen 
Gewehrschuß in den Oberschenkel verwundeten ältesten Sohn, Graf 
Herbert, besucht habe, der im Feldlazarett von Mariaville unter- 
gebracht war. Nach ihm ausreitend, hatte ihn der Minister endlich 
in einem Gehöft auf einem Hügel gefunden, wo auch andre Ver- 
  
1 Abeken S. 394: „Wir waren dem Könige und Bismarck, die schon um 
3½⅛ Uhr bis nach dem gestrigen Schlachtfelde, etwa drei Meilen von hier, ge- 
fahren waren, um erst dort zu Pferde zu steigen, langsam reitend erst um 4½ Uhr 
nachgefolgt, kamen also viel später an, fanden indes den König und die ganze 
Suite zu Pferde ohne langes Suchen.“ (17. August abends.) In einem Briefe 
vom 18. August giebt Abeken schon ein vollkommen zutreffendes Bild von der 
Schlacht am 16. August, natürlich nur in den großen Zügen, S. 396.
	        
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