86 Drittes Kapitel 18., 19. August
Zimmer aus zu hören. Man erfuhr später, daß es Sachsen ge—
wesen waren.
Am nächsten Morgen sagte man mir im Büreau, daß der
König und der Minister schon um drei Uhr weggefahren seien. 1 Es
wurde ungefähr auf dem Schlachtfelde vom 16. gekämpft, und es
schien sich um die Entscheidung zu handeln. Begreiflicherweise war
man davon stärker erregt, als je in den letzten Tagen. Unruhig,
ungeduldig, näheres zu erfahren, machen wir uns zu einem Gang
in der Richtung nach Metz hin auf und kommen in der doppelten
Schwüle, der geistigen, wo bange Unbestimmtheit, und der körper—
lichen, wo windlose, sonnendurchglühte Luft drückt, bis etwa vier
Kilometer von Pont aͤ Mousson. Auf dem Wege begegnen wir
Leichtverwundeten, die einzeln, paarweise und in größern Gesell—
schaften der Stadt zuwandern. Viele tragen ihr Gewehr noch,
andre gehn an Stöcken, einer hat sich einen krapproten französischen
Reitermantel umgehängt. Sie haben vorgestern bei Mars la Tour
und Gorze mitgefochten. Über die heutige Schlacht bringen sie
nur Gerüchte mit, gute und schlechte, was sich dann in der Stadt
mit Übertreibungen wiederholt. Zuletzt behalten die guten Nach-
richten die Oberhand. Gewisses giebt es aber am späten Abend
noch nicht. Wir essen ohne unsern Chef, der bis Mitternacht ver—
geblich erwartet wird. Zuletzt indes hörte man wenigstens, daß er
mit Sheridan und Graf Bismarck-Bohlen beim König in Rezon—
ville sei.
Freitag, den 19. August, wo wir Gewißheit bekamen, daß
tags vorher die Deutschen gesiegt hatten, fuhren Abeken, Keudell,
Hatzfeldt und ich hinaus nach den Schlachtfeldern.“ Unser Weg führte
zuerst zwischen den italienischen Pappeln der Chaussee durch das
anmutige Moselthal. Rechts schimmerte der Fluß, links zeigten
sich über der bald breiten, bald schmalen Thalsohle Weinberge mit
Villen und hübsche Dörfer unter Burgruinen. Wir passierten die
1 um vier Uhr, Abeken S. 396, vom 18. August. Er war, wie Busch,
an diesem Tage in Pont a Mousson zurückgeblieben.
2 Abeken S. 398 von Pont a Mousson, 19. August 1870, morgens: „Wir
haben die Absicht, zu ihnen sdem König und Bismarck in Rezonvillel hinauszu-
fahren, um ihnen etwas zu essen zu bringen, da sie wahrscheinlich sehr wenig
oder gar nichts haben.“