Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

106 Viertes Kapitel 24. August 
Dickicht voll prächtige Verstecke für heimtückische Franctireurs, dann 
in offnere wellige Gegend hinaus. Der Boden scheint nicht gut 
zu sein, das Getreide, das man zu Gesicht bekam, Hafer, stand 
dürftig. Vielfach holten wir auf dem Wege Kolonnen ein, des— 
gleichen wurden mehrere Lager passiert. Die Vorsichtsmaßregeln, 
von denen der Chef am Tage vorher gesprochen hatte, waren ge— 
troffen. Wir hatten eine Vorhut von Ulanen vor uns und zur Be— 
gleitung die Stabswache, die sich bunt aus den verschiednen Reiter— 
gattungen der Armee, grünen, roten, blauen Husaren, sächsischen 
Reitern und preußischen Dragonern u. dergl. zusammensetzte. Der 
Wagenzug des Kanzlers folgte dicht hinter dem des Königs. Lange 
Zeit kamen wir durch kein Dorf. Dann berührten wir St. Aubin, 
und bald nachher rollten wir auf der Chaussee an einem Meilen— 
stein vorüber, auf dem zu lesen war: Paris 241 Kilometer — wir 
waren somit nur noch etwa 32 Meilen von Babel entfernt. Weiter- 
hin ging die Reise an einem langen Zuge bayrischer Bagagewagen 
vorbei, die zu den Regimentern König Johann von Sachsen, Groß— 
herzog von Hessen, von der Tann, Prinz Otto und andern ge— 
hörten und uns zeigten, daß wir uns jetzt im Bereiche der vom 
Kronprinzen geführten Armee befanden. 
Nicht lange nachher fuhren wir in die kleine Stadt Ligny hinein, 
die gedrückt voll bayrische Soldaten und andres Kriegsvolk war, und 
auf deren Markte wir in einem tollen Durcheinander von allerhand 
Fuhrwerken etwa drei Viertelstunden hielten, da unser Chef dem hier 
verweilenden Kronprinzen einen Besuch abstattete. Dann wanden 
sich unsre Wagen durch das Gewirr wieder hinaus, und wir er— 
reichten ein anmutiges grünes Thal mit Bäumen und Wiesen, durch 
das wir an einem Kanal hin nach Bar le Duc gelangten. Auf dem 
Wege gabs wieder Massen von himmelblauem bayrischen Fußvolke. 
Dann folgte ein Lager von Chevaulegers mit flackernden Koch- 
feuern, darauf ein zweites, dabei eine Rinderherde von Soldaten 
gehütet, endlich ein drittes mit einer großen Wagenburg. 
Bar le Duc, die größte französische Stadt, in die der Feld- 
zug uns bisher gebracht, mag 15000 Einwohner haben. Es liegt an 
einem Kanal mit schönem grünem Wasser und an dem seichten und 
schlammigen Flüßchen Ornain, über das mehrere Brücken führen, zum 
großen Teil aber auch auf der Höhe über diesen Wasserläufen —
	        
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