Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

24. August Viertes Kapitel 107 
Partien der Stadt, die sich recht malerisch präsentieren. Auf den 
Straßen, und Plätzen war es sehr lebhaft, als wir hindurch— 
fuhren, und durch die Jalousien lauschten neugierige Frauengesichter 
nach den Wagen herab. Als der König kam, empfing ihn eine 
bayrische Musikbande mit „Heil dir im Siegerkranz!“ Er nahm 
auf der Hauptstraße der Unterstadt, auf der Rue de la Banque, im 
Hause der Bank von Frankreich, seine Wohnung; für den Kanzler 
und uns war schräg über im Hause eines Herrn Pernay Quartier 
gemacht worden. Hier wurde im Erdgeschoß rechts das Büreau 
eingerichtet, während das Zimmer links vom Eingange uns zum 
Frühstück und Diner versammeln sollte. Der Chef wohnte im ersten 
Stock vornheraus, Abeken in einer Stube, die auf den hübschen 
Garten hinter dem Hause und seine blühenden Rosenstöcke, seine 
Tannenbäumchen und seine Granatsträucher hinaussah, ich daneben 
in einer Kammer mit allerlei Heiligenbildchen, Porträts von Geist— 
lichen und ähnlichen mit der Kirche in Verbindung stehenden Dingen. 
Der Hausherr, elegant eingerichtet, offenbar wohlhabend, war da— 
vongegangen und hatte bloß eine ältliche Aufwärterin zurückgelassen. 
Bei Tische war der Leibarzt des Königs, Dr. Lauer, Gast des 
Ministers. Dieser war mitteilsam wie fast immer und, wie es 
schien, ungewöhnlich gut aufgelegt. Er brachte zunächst seine Be— 
schwerde über „ungenügendes Essen“ an der königlichen Tafel wieder 
an, augenscheinlich, damit Lauer die vor die rechte Schmiede, d. h. 
vor Graf Pückler oder Perponcher trage. — Bei dem Besuch in 
Ligny hatte er mit dem Kronprinzen und mit den Fürsten und 
Oberoffizieren in dessen Begleitung frühstücken müssen, und man 
hatte recht gut gespeist. Nur war ihm ein Platz vor dem Kamin 
zu teil geworden, der ihm nicht recht gefallen hatte, und auch sonst 
war Manches unbehaglicher als jetzt bei uns gewesen. — „Es waren 
zu viel Fürsten da, als daß die Menschen hätten Platz finden 
können. Auch der Augustenburger war zugegen, er trug bayrische 
Uniform, sodaß ich ihn erst gar nicht erkannte, und machte, als er 
mich gewahr wurde, ein verlegnes Gesicht.“ Sonst erfuhr man 
aus den Äußerungen des Chefs, daß Graf Hatzfeldt für die Zeit, 
die wir hier bleiben sollten, als eine Art Präfekt zu fungieren be— 
stimmt war — eine Rolle, zu der er sich vermutlich durch besonders 
gute Kenntnis des Französischen und durch die Vertrautheit mit
	        
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