30. August Fünftes Kapitel 127
Ich erwiderte: „Einerlei, Exzellenz; ich werde mir dann schon zu
helfen wissen.“ — „Nun, dann gehen Sie mit,“ sagte er lächelnd.
Er that dann noch einen Gang nach dem Markte, während dessen
ich vergnügt Reisetasche, Regenmantel und das getreue Tagebuch
holte, und als er wiederkam und einstieg, setzte ich mich auf einen
Wink von ihm an seine Seite. Glück muß man haben, und seine
Schuldigkeit muß man thun, es herbeizuführen.
Es war kurz nach neun Uhr, als wir abfuhren. Zuerst ging
es ein Stück auf der Landstraße zurück, die wir tags vorher ge-
kommen waren, dann links durch Weinberge hinauf und über mehrere
Dörfer in hügeliger Gegend, wo allenthalben marschierende oder
rastende Truppenkolonnen und Geschützparks vor uns und auf einem
andern Wege rechts im Thale zu sehen waren, nach dem Städtchen
Busancy, wo wir um elf Uhr eintrafen und auf dem Marktplatze
Halt machten, um den König zu erwarten.
Unterwegs war der Graf sehr mitteilsam. Er klagte zuerst,
daß er beim Arbeiten so oft durch Reden draußen vor der Thür
gestört werde, „besonders da einige von den Herren eine so laute
Stimme besitzen. Ich werde — fuhr er fort — durch gewöhnliches
Geräusch, unartikuliertes, nicht irritiert. Musik, Wagengerassel
macht mich nicht irre, wohl aber geschieht das durch Gespräche,
bei denen ich Worte unterscheide. Ich will dann wissen, was es
ist, und darüber verliere ich den Faden meiner Gedanken."
Weiterhin machte er mich darauf aufmerksam, daß es nicht
passend von mir wäre, wenn Offiziere vor dem Wagen salutieren, den
Gruß durch Handanlegen an die Mützenblende zu erwidern. Der
Gruß gelte nicht einmal ihm in seiner Eigenschaft als Minister oder
Bundeskanzler, sondern lediglich seinem Range als General, und
die Grüßenden könnten es übel nehmen, wenn ein Ziovilist sich dabei
für mitgemeint hielte.
Er befürchtete dann, daß es heute zu nichts Rechtem kommen
werde, was preußische Artillerieoffiziere, die hart vor Busancy überm
Straßengraben bei ihren Kanonen standen, von ihm darauf an-
geredet, ebenfalls meinten. „Das geht — sagte er —, wie mirs
zuweilen auf der Wolfsjagd in den Ardennen, die hier beginnen,
auch ging. Da waren wir tagelang hoch oben im Schnee und
hörten, daß man die Fährte eines Wolfs gespürt hatte. Aber wenn