Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

136 Fünftes Kapitel 31. August 
sich dann damit, daß er aufstünde und mit bloßen Füßen eine 
Weile in der Stube auf und ab ginge, und dabei erkältete er sich. 
So wäre es auch diesmal gewesen. „Ein Teufel wurde mit dem 
andern vertrieben: der Krampf ging weg, und der Schnupfen zog 
ein.“ — Er wollte dann, daß ich nochmals in der Presse auf die 
grausame Kriegführung der Franzosen, auf ihre sich immer wieder— 
holende Verletzung der Genfer Konvention — „die freilich nichts 
taugt, sagte er, und in der Praxis nicht durchzuführen ist“ — 
und auf ihr unanständiges Schießen auf Parlamentäre mit Trom- 
peter und weißer Fahne aufmerksam mache. „Sie haben deutsche 
Gefangne in Metz vom Pöbel mißhandeln lassen — fuhr er fort —, 
ihnen nichts zu essen gegeben und sie in Keller eingesperrt. Man 
sollte sich eigentlich nicht darüber wundern. Sie haben Barbaren 
zu Kameraden, und sie sind durch ihre Kriege in Algier, China, 
Hinterindien und Mexiko selber Barbaren geworden.“ 
Dann sprach er davon, daß bayrische Soldaten in der vorher- 
gehenden Nacht (irrtümlicherweise) unserm Kriegsminister die Pferde 
entführt hätten, und daß sie auch in den Stall des Prinzen Karl 
eingebrochen wären, wobei sie gesagt hätten: „Was der Bauer doch 
für hübsche Gäule hat!“ — „Sie können besonders drei Dinge, 
so schloß er: Musik machen, Hurra schreien und Rapuschern. — 
Doch nein, um gerecht zu sein, sie haben sich gestern ganz tüchtig 
geschlagen.“ 
Er erzählte darauf, daß die Rothosen gestern keinen besonders 
nachhaltigen Widerstand geleistet und keine große Vorsicht an den 
Tag gelegt hätten. „Bei Beaumont wurden sie — fuhr er fort — 
am hellen Morgen von einer Schleichpatrouille schwerer Artillerie 
im Lager überfallen. Wir werdens heute sehen: die Pferde liegen 
erschossen an den Pikettpfählen — viele Tote in Hemdsärmeln, 
ausgepackte Koffer, Schüsseln mit gekochten Kartoffeln, Kessel mit 
halbgarem Fleische u. dergl. mehr." 
Er kam dann während der Fahrt durch den Wald — vielleicht 
dadurch angeregt, daß wir vor diesem die Suite des Königs 
antrafen, der sich beiläufig auch die Grafen Hatzfeldt und Bismarck- 
Bohlen angeschlossen hatten — auf „Leute, die das Ohr des Königs 
hätten und seine Gutmütigkeit mißbrauchten,“ zu sprechen, wobei 
er zuerst des dicken Borck, des Schatullenmeisters, gedachte und
	        
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