Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

16. September Siebentes Kapitel 197 
wäre und zu befehlen hätte — sagte der Chef zu diesem Berichte —, 
so wüßte ich, wie ichs machte. Ich würde dann die, die geblieben 
wären, mit aller irgend möglichen Schonung und Rücksicht be- 
handeln. Die aber, die weggelaufen sind — deren Häuser und 
Möbel würde ich als herrenloses Gut ansehen und danach ver— 
fahren. Und wenn ich sie selber kriegte, würde ich ihnen ihre Kühe 
wegnehmen und was sie sonst bei sich hätten, unter der Behaup- 
tung, sie hätten es gestohlen und sich damit in den Wald versteckt. 
Es wird übrigens besser werden — wenn sie nur erst gewahr 
worden sind, daß die verschiednen Saucen, mit denen wir kleine 
Franzosenkinder verspeisen, erlogen sind." 
Freitag, den 16. September. Früh prachtvoller, sonnen- 
heller Morgen und tiefblauer Himmel über Bossuets Stadt. Ich 
übersetzte früh für den König einen Brief, den James Purkinson, 
ein englischer Prophet, an ihn gerichtet hat, und worin ihm ge- 
weissagt wird, wenn er dem Blutvergießen nicht Einhalt thue, so 
werde ihn die Rache des Himmels für den „Mord der Dänen“ 
und „das Blut der Söhne Osterreichs“ treffen, mit deren Vollzug 
der Kaiser Napoleon beauftragt sei. Die Ermahnung datiert vom 
29. August; drei Tage später hätte sie der Telegraph verhütet. 
Der zudringliche Hansnarr, der sie geleistet hat, hätte übrigens wie 
einige höher gestellte englische Hansnarren, die sich in unfre An- 
gelegenheiten mischen, etwas besseres thun, er hätte sich erinnern 
können, daß England vor seiner Thüre zu fegen hat, daß wir in 
einem gerechten Kriege uns nur gegen die schnödeste Anmaßung 
wehren, und daß wir noch nicht auf den Gedanken gekommen sind, 
friedliche Dörfer mutwillig zu verbrennen und Menschen mit Kanonen 
zu „zerblasen“ wie seine Landsleute in zehnmal weniger gerechten 
Kriegen. 
Der junge schwarzköpfige Gentleman von gestern, der ein Parla- 
mentär sein sollte, und mit dem sich der Chef abends bei einer Flasche 
Kirschwasser noch geraume Zeit unterhalten hat (wobei Kammerdiener 
Engel, als ich über den Vorsaal gehen mußte, wißbegierig das Ohr 
am Schlüsselloch hatte), ist Sir Edward Malet, ein Attaché der eng- 
lischen Gesandtschaft in Paris. Er hat einen Brief von Lord Lyons 
überbracht, worin angefragt wird, ob der Graf mit Favre über 
die Bedingungen eines Waffenstillstandes unterhandeln wolle. Der
	        
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