21. September Achtes Kapitel 221
sind, wieder Ausflug in den Park, wo die Fasanen auch heute noch
keine blasse Ahnung davon zu haben scheinen, daß es hienieden
Jägersleute und Schrotflinten giebt, die ihnen nicht wohlwollen.
Bei Tische ist Graf Waldersee aus dem benachbarten Lagny zugegen,
wo die zweite Staffel des großen Hauptquartiers untergebracht ist.
Er erzählt, daß sich der Ring von Truppen, der sich seit einigen
Tagen um Paris herumzieht, nunmehr geschlossen hat, und daß der
Kronprinz in Versailles ist. Offiziere, die in Babel an der Seine
gefangen gewesen sind, haben berichtet, die Mobilgarde sei den
regulären Soldaten sehr abgeneigt und werfe ihnen vor, sich bei
dem letzten Gefechte feig benommen zu haben, ja man habe schon
auf einander geschossen. In drei Steinbrüchen ferner habe man
geflüchtete Bauern gefunden. In einem Walde soll man auf Mobil-
gardisten oder Franctireurs gestoßen sein, die man mit Granat-
schüssen herausgetrieben hätte, und die dann, da sie Offiziere er-
mordet hätten, mit Ausnahme eines einzigen, „den man laufen
lassen, um die Bestrafung warnend weiter zu erzählen,“ von den
Truppen getötet worden wären — wahrscheinlich ein Gebilde des
in aufgeregter Zeit blühenden Triebes zum Fabulieren, das immer
nach demselben Muster webt, und dem wir schon wiederholt bei
der Arbeit begegnet sind. Endlich sollen sich in Sevres, zwischen
Paris und Versailles, die Einwohner preußische Besatzung zum
Schutze gegen die Plünderungen und Mißhandlungen erbeten haben,
die ihnen von seiten der Francvoleurs und Moblots widerfahren seien.
Beim Thee erfährt man noch einiges über die letzte Verhandlung
des Kanzlers mit Jules Favre. Es soll diesem dabei bemerkt
worden sein, daß man ihm die nähern Bedingungen eines Friedens
noch nicht mitteilen könnte, da sie erst in einer Versammlung der
deutschen Nächstbeteiligten festgestellt werden müßten, daß es aber
ohne Abtretung von Land nicht abgehen werde, da wir einer bessern
Grenze gegen französische Angriffe unumgänglich bedürften. Es
habe sich indes bei der Besprechung weniger um den Frieden und
unfre damit in Verbindung stehenden Forderungen gehandelt, als
um die Zugeständnisse der Franzosen, gegen die wir einen Waffen-
stillstand bewilligen können. Favre habe sich bei der Erwähnung
1 Ubergabe von Straßburg und Toul, Einräumung eines Forts vor
Paris oder Fortdauer der Einschließung.