Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

22. September Achtes Kapitel 223 
den Flammen umgekommen. Das gilt auch von Bazeilles, das 
mit Gewehrfeuer genommen und mehrmals wieder genommen wurde. 
Der Herzog von Fitz James ist Augenzeuge lediglich in betreff der 
Ruinen des Dorfes, die er nach der Schlacht gesehen hat, wie sie 
tausend andre mit Bedauern gesehen haben. Alles Übrige in seinem 
Berichte stammt aus Erzählungen unglücklicher und erbitterter Leute. 
In einem Lande, wo schon die Regierung eine unerhörte systematische 
Fertigkeit im Lügen entwickelt, ist kaum anzunehmen, daß zornige 
Bauern auf der Brandstätte ihrer Häuser große Neigungen zu wahr— 
heitsgemäßem Zeugnis über ihre Feinde haben werden. Durch 
amtliche Meldung ist festgestellt, daß die Einwohner von Bazeilles, 
nicht etwa in Uniform, sondern in Blusen und Hemdärmeln, aus 
den Fenstern auf die verwundeten und unverwundeten deutschen 
Truppen in den Straßen geschossen und die Verwundeten zu ganzen 
Zimmern voll in den Häusern ermordet haben. Auf gleiche Weise 
ist konstatiert worden, daß Weiber, mit Messern und Flinten be— 
waffnet, sich der größten Grausamkeiten gegen todwunde Soldaten 
schuldig gemacht, daß andre Frauen, gewiß nicht in Nationalgarden- 
uniform, sich in Gemeinschaft mit den männlichen Einwohnern ladend 
und selbst schießend an dem Gefechte beteiligt haben, und daß sie 
dabei gleich andern Kämpfern verwundet und getötet worden sind. 
Diese Umstände sind dem Herzog von Fitz James von seinen Ge- 
währsmännern natürlich nicht erzählt worden. Sie würden das 
Anzünden des Dorfes, selbst wenn es absichtlich geschehen wäre, 
um den Feind aus der Position darin zu vertreiben, völlig ent- 
schuldigen. Es ist aber nicht einmal die Absichtlichkeit nachweisbar. 
Daß Frauen und Kinder ins Feuer zurückgetrieben worden wären, 
ist eine der niederträchtigen Lügen, mit denen die Franzosen die 
Bevölkerung ängstigen und zum Hasse gegen uns aufstacheln. Sie 
bewirken dadurch die Flucht der Leute, die in der Regel wenig Tage 
nach dem Einrücken der Deutschen in ihre Dörfer zurückkehren, ganz 
erstaunt darüber, daß sie von ihnen besser behandelt werden als von 
den französischen Truppen. Wo die Angst nicht hinreicht, die Ein- 
wohner in die Flucht zu treiben, schickt die Regierung Horden von be- 
waffneten Blusenmännern, zuweilen von afrikanischen Truppen unter- 
stützt, um die Bauern mit Säbelhieben aus ihren Wohnungen zu jagen 
und diese zur Strafe für den Mangel an Patriotismus zu verwüsten.
	        
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