Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

246 Achtes Kapitel 28. September 
vermitteln zu wollen. Ich antwortete ihm im Auftrage des Chefs 
The Chancellor will be happy to receive Jou this evening at 
any hour Fou please. 
Beim Diner, wo Graf Lehndorff, der Landrat Graf Fürstenstein 
in der Uniform eines hellblauen Dragoners mit gelbem Kragen 
aund ein Herr von Katt mit uns speisten, von denen die beiden 
letzten Präfekten in eroberten französischen Gebieten werden sollten, 
erzählte der Chef zunächst, daß die Jagd von heute früh keinen 
befriedigenden Verlauf gehabt habe, und zwar wahrscheinlich infolge 
zu schwacher Patronen. Er hatte nur einen Fasan erlegt und drei 
oder vier zwar angeschossen, dann aber nicht gefunden. Früher sei 
es ihm besser ergangen, wenigstens mit den Fasanen. Mit anderm 
Wilde sei das allerdings nicht der Fall gewesen; dagegen habe er 
bei Dietze in der Magdeburger Gegend einmal in fünf bis sechs 
Stunden hundertundsechzig Hasen geschossen. Er war nach dem 
heutigen Jagen bei Moltke gewesen, wo sie ein neues Getränk, 
eine Art Punsch aus Champagner, heißem Thee und Sherry, probiert 
hatten, das, wenn ich recht hörte, eine Erfindung des großen Generals 
und Schlachtendenkers war. 
Auf die Mitteilungen hierüber folgten ernstere Gespräche. Zu- 
nächst beklagte der Kanzler sich, daß Voigts-Rhetz die tapfere Attacke 
der beiden Dragonerregimenter der Garde bei Mars la Tour, die 
er doch veranlaßt, und die das zehnte Armeekorps gerettet hätte, in 
seinem Berichte mit keinem Worte erwähnt habe. „Sie war not- 
wendig — ich gebe das zu —, aber dann hätte er sie doch nicht 
verschweigen sollen."“ 
Dann ging er zu einer längern Rede über, die in betreff des 
Bildes, mit dem sie begann, durch einen Fettfleck auf dem Tafel- 
tuche vor ihm beeinflußt war, und die zuletzt den Charakter eines 
Zwiegesprächs zwischen dem Minister und Katt annahm. Er sagte 
(wörtlich): „Der Fettfleck (scil. das Gefühl, daß es schön sei) zu 
sterben für Vaterland und Ehre, auch ohne Anerkennung, greift 
  
1 Das vermutete auch der Kronprinz, Tagebuch vom 3. Oktober. Vgl. 
Wilmowski, Feldbriefe 63. B. brachte die Nachricht, daß die provisorische 
Regierung grundsätzlich auf eine Gebietsabtretung und Waffenstillstand zur Be- 
rufung der Konstituante unter Einräumung eines Pariser Forts eingehen wolle.
	        
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