2. Oktober Achtes Kapitel 255
auch die Herren Mevissen, Oppenheim und Du Mont, die deutschen
Besitzer der Indépendance Belge, die noch eifriger und mit mehr
Einfluß die Franzosen unterstützten, eingesteckt würden. 1 Der zweite
Artikel behandelte, ebenfalls vom Kanzler veranlaßt und „nicht
für die offiziösen Blätter bestimmt,“ die „mechanische Verteilung
der Eisernen Kreuze an Regimenter, von denen jedes gleichviele,
einerlei, ob es viel oder wenig geleistet hatte, bekommen habe,
sowie die „überreichliche Verleihung“ dieser. Ehrenzeichen an Hof-
leute, Flügeladjutanten und „andre unnütze Knechte.“ — — Sonst
von heute nichts zu notieren.
Doch! Beim Thee erzählt Hatzfeldt, daß er das benachbarte,
auf dem Wege nach Lagny gelegne Schloß Guermant besucht, und
daß ihm dessen Besitzer, ein Marquis Tolosan oder d'Olossan, ein
behaglicher rundbäuchiger Herr, seine Not über die Einquartierung
geklagt habe. Die Preußen seien charmante Leute, aber die Württem-
berger wären doch gar zu familiär. Sie hätten ihm gleich beim
Eintreten ins Haus auf den Bauch geklopft und gesagt: „Schöner
Bauch!“ Auch wären sie sehr anspruchsvoll und rücksichtslos. Er
habe ihnen viertausend Flaschen Bordeaux zur Verfügung gestellt
und die Kellerschlüssel stecken lassen; und doch suchten sie immer
nach mehr, was versteckt sein solle. Dann hätte er ihnen von den
drei Wagen in seiner Remise zwei zum Gebrauch überlassen und
für sich nur einen ganz kleinen behalten wollen, den er wegen
seiner Schwerfälligkeit dringend bedürfe. Aber selbst mit dem seien
sie ihm den Tag über fortgefahren, und als er sich darüber beschwert
habe, habe man ihm lachend gesagt, ja, das wäre so im Kriege.
Das giebt jemand Anlaß zu der Außerung, daß der kleine
Mann verhältnismäßig mehr zu leiden habe als die Vornehmen
und Reichen. Der Chef bemerkt dazu, indem er an die Äußerung
erinnert, die Sheridan in Reims gethan hatte, das könne nichts
1 Johann Jacoby in Königsberg war auf Befehl des Generalgouverneurs
der Küstenlande Vogel von Falckenstein am 20. September verhaftet und nach der
Festung Lötzen gebracht worden, weil er in einer öffentlichen Versammlung gegen
die Annexion von Elsaß und Lothringen gesprochen hatte. Am 26. September
richtete er ein Gesuch um Freilassung an den Bundeskanzler, das von Bam-
berger unterstützt wurde und am 26. Oktober wirklich zur Entlassung führte.
Poschinger, Bismarck und die Parlamentarier II, 132 f.