Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

4. Oktober Achtes Kapitel 259 
Während wir speisten, bekam der Minister einen Brief von 
Bancroft, dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin, den 
er mich der Gesellschaft ins Deutsche übersetzen ließ, und worin der 
Amerikaner sich glücklich pries, in einer Zeit zu leben, wo es 
Männer wie den König Wilhelm und unsern Grafen gebe. Vorher, 
als ich ins Speisezimmer gekommen war, während erst der Chef 
und die beiden als Gäste anwesenden Dragoneroffiziere darin waren, 
hatte er mich diesen erst als „Doktor Busch, Sachse,“ vorgestellt 
und dann, mit seinem freundlichsten Blick auf mich herabsehend, 
hinzugefügt: „Büschlein.“ 
Unsre Sekretäre schwärmten schon seit einiger Zeit für eine 
Uniform. Heute wurde dies während des Desserts durch Bölsing 
laut, und siehe da, ein gutes Wort fand eine gute Statt. 
„Warum nicht?“ sagte der Chef. „Man braucht mir nur eine 
kleine Eingabe zu machen, dann will ichs schon beim König arran- 
gieren.“ 
Es war diesen Abend viel Freude in Israels Gezelten. Als 
beim Braten davon die Rede war, erzählte Bohlen, daß der Graf 
heute im Schlosse des Marquis d'Olosan oder Tolosan den Major 
der Württemberger darauf aufmerksam gemacht habe, daß es hier 
in Ferrieres, wenn wir weg wären, doch noch recht viel zu requi- 
rieren geben werde. Der Minister gestand dies zu, wobei er be- 
merkte, daß er sich die Ursache wohl denken könne, wenn der Befehl, 
hier Schonung zu üben, auch auf die Zukunft erstreckt würde. Es 
gebe Leute, die das Ohr des Königs hätten, und wenn die An- 
deutung des Regisseurs, der Herr Baron werde solchenfalls gern 
30000 Franken geben, von uns auch als lächerlich behandelt worden 
wäre, so könnte N. N. — hier nannte er einen von diesen Leuten — 
darüber im Hinblick auf seine Privatkasse andrer Meinung sein. 
Morgen soll es schon beizeiten weiter gehn, da wir eine 
starke Tour vor uns haben: unser nächstes Nachtquartier wird 
Versailles sein. 
  
„Herrlich, das muß wirken!“ Wir aßen mit bestem Appetit weiter. — 
Busch, Bismarck und sein Werk 89 f. Über Moltkes gute Laune in Ferriêres 
sehr ergötzlich Verdy 197. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.