Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

6. Oktober Neuntes Kapitel 263 
ihrem obern Ende mit dem tiefer liegenden Boulevard de la Reine 
verbindet, und trägt die Nummer 14. Die Straße gehört zu den 
stillern von Versailles, und nur ein Teil von ihr zeigt dicht neben- 
einander stehende Häuser. Die Lücken zwischen den übrigen sind 
Gärten, von der Straße durch hohe Mauern geschieden, über die 
hie und da Baumwipfel schauen. Auch unser Haus, wenn man von 
der Avenue kommt, rechts gelegen, hat zu beiden Seiten einen 
ziemlich weiten Zwischenraum. Es tritt einige Schritte von der 
Straße zurück, über der sich vor ihm eine kleine Terrasse mit einem 
Balkon erhebt, die mit der das Ganze abschließenden Mauer endigt. 
Die Einfahrt durch diese, ein eisernes Gitterthor, neben dem sich 
eine kleine Pforte öffnet, und an der in den letzten Monaten eine 
schwarz-weiß -rote Fahne wehte, ist links. Auf der Rechten über- 
ragt eine stattliche Edeltanne das Gebäude. Dieses ist eine Villa, 
die gelblich getüncht ist und in der Front fünf Fenster hat, die mit 
weißen Jalousien versehen sind. Auf das hohe Parterre folgt ein 
zweites Geschoß, dann ein Kniestock mit Mansardenfenstern, das wie 
das abgeplattete Dach mit Schiefer gedeckt ist. Vom Hofe hinter 
dem Eingange zu dem Grundstück steigt man auf einer steinernen 
Freitreppe nach der Hauptthür des Hauses hinauf, durch die man 
auf einen Vorsaal gelangt, auf den rechts die große Treppe, links 
die Thür zu einer kleinen Hinterstiege sowie zwei hohe Flügelthüren 
münden. Diese führen in ein mäßig großes, auf den Garten hinaus- 
sehendes Zimmer, das für uns zum Speisesaal eingerichtet wurde. 
Eine dritte Flügelthür, dem Eingange gegenüber, geht in den Salon, 
eine vierte, rechts von ihr, in das Billardzimmer, aus dem man 
in einen langen, von Glas und Eisen gebauten und mit allerlei 
Pflanzen und Bäumen sowie mit einem kleinen Springbrunnen ge- 
schmückten Wintergarten tritt, während sich an der Wand gegenüber 
eine Thür nach einem Stübchen öffnet, das die Bibliothek des seligen 
Herrn Jessé enthält. Unter der Haupttreppe hin gelangt man durch 
einen Gang in die nach der Terrasse zu gelegne Küche. 
Im Salon waren ein Pianino, ein Sofa, Polsterstühle und zwei 
Spiegel. Auf dem Tischchen vor dem einen stand eine altmodische 
Stutzuhr, auf der ein dämonartiges Bronzebildchen mit großen 
Flügeln, das sich in den Daumen beißt — vielleicht ein Konterfei 
des Hausgeistes der Madame Jessé, die sich später, wie zu berichten
	        
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