Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

17. Oktober Zehntes Kapitel 301 
Kanzler und will morgen weiter nach Tours. 1 Von Gesandten 
sind jetzt, wie es heißt, nur noch der belgische, der holländische, 
der portugiesische, der schweizerische, der der Vereinigten Staaten 
und einige südamerikanische Herren in Paris. Der neulich hier 
arretierte Spanier heißt mit seinem vollen Namen Angelo de Vallejo- 
Miranda, und man hat ihn nicht aus den Gründen, die der Schutz- 
man angab, sondern deshalb verhaftet, weil er sich in Versailles 
nur mit seinem Vornamen und als spanischer Legationssekretär ein- 
führt hat, während er bei der spanischen Schuldenkommission an- 
gestellt ist. In seinem Begleiter, der sein Bedienter sein sollte, 
erkannte man einen Herrn Oswald, den Mitredakteur des uns sehr 
feindlichen Gaulois. Durch alle diese Lügen und Verstellungen 
haben sich die Herren der Spionage verdächtig gemacht. Er soll ein 
Freund Prims sein, was sich wohl damit reimen läßt, daß Stieber 
ihn gestern im Büreau als Hochstapler bezeichnete.) 
Nach elf Uhr kommen noch zwei wichtige Telegramme an: 
Bourbaki, der von Metz nach London gegangen ist, kehrt nicht 
zurück, sondern hat sich der Regierung der nationalen Verteidigung 
zur Verfügnng gestellt. Nächste Mittwoch reisen Bray und Pranckh 
mit Genehmigung Königs Ludwigs nach Versailles ab. 
Montag, den 17. Oktober. Vormittags zwei Artikel ge- 
macht. Vor Tische einen Ausflug nach Grand Trianon unter- 
nommen, wo im großen Saal eine hübsche Marmorgruppe ist: 
Italien bedankt sich bei Frankreich für die ihm gegen die Tedeschi 
geleistete Hilfe. Die Mailänder haben sie Eugenien geschenkt. 
Beim Diner waren Delbrück und Lauer zugegen. Der Chef sprach 
sich wieder sehr energisch für rücksichtslose Abstrafung der Dörfer 
aus, die sich der Verräterei schuldig machen. „Sie müssen schon 
dafür verantwortlich gemacht werden, wenn in ihnen eine verräterische 
Attacke stattfindet; denn wie kommen unfre armen Soldaten dazu?“ 
  
1 Abeken 426 vom 16. Oktober. Er kannte Chigi von Rom her, aus der 
Zeit, wo dieser ein eleganter päpstlicher Offizier gewesen war, und redete ihn 
darauf an. 
*) Man brachte den Patron später nach Mainz. Er gab hier sein Ehren- 
wort, nicht zu entfliehen, um nicht genötigt zu sein, das Gefängnis zu beziehen. 
Aber nach einigen Tagen lief er dennoch davon. — Vgl. Poschinger, Tisch- 
gespräche I, 60.
	        
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