Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

314 Zehntes Kapitel 21. Oktober 
gegen Jacoby zur Anwendung zu bringen war, liegt ebenso außer— 
halb der ministeriellen Kompetenz, wie etwa die Frage, ob es not— 
wendig oder zweckmäßig, bei einer im Inlande gelieferten Schlacht 
ein bestimmtes Dorf in Brand zu stecken oder fünfzig Meilen vom 
Schlachtfelde einen Privatmann zu internieren, von dem man Be— 
günstigung des Feindes befürchtet, ohne daß er dessen juristisch 
überführt werden könnte. In welcher Weise ein militärischer Be— 
fehlshaber für eine etwa nach Meinung der Beteiligten irrtümliche, 
übereilte oder ungerechte Lösung dieser Frage verantwortlich gemacht 
werden kann, liegt außerhalb der gegenwärtigen Besprechung, in 
der wir nur darzuthun bemüht waren, daß die staatsrechtlichen 
Attributionen der Minister ihnen eine unmittelbar eingreifende 
Autorität über solche Fälle nicht gewähren.“ 
Beim Thee, zu dem mich Hatzfeldt nach dieser Arbeit herunter- 
zitieren ließ, sagte dieser: „Ich und (Name mir entfallen) waren 
neulich beim König die einzigen zwei von etwa dreißig Personen, 
die das Eiserne Kreuz nicht hatten." 
„Sie kriegens vielleicht noch — versetzte Keudell — am weißen 
Bande."“ 
Hatzfeldt: „Am weißen Bande! Dann nehme ich gleich meinen 
Abschied. Da brauch ichs nicht zu tragen."“ 
Freitag, den 21. Oktober. Diesen Morgen nach acht Uhr 
hörte man Schießen aus grobem Geschütz, das lebhafter als sonst 
war und länger als gewöhnlich anhielt. Man ließ sich dadurch 
nicht stören. Verschiedne Artikel wurden fertig, darunter einer über 
den Abzug des Nuntius und der übrigen Diplomaten aus Paris. 
Beim Frühstück wollte Keudell wissen, die Franzosen hätten 
die Porzellanfabrik im benachbarten Sevres zusammengeschossen.) 
Hatzfeldt erzählte, daß seine Schwiegermutter (eine Amerikanerin), 
die in Paris zurückgeblieben ist, ihm über die Ponies, von denen 
er wiederholt zu uns gesprochen hat, günstige Nachrichten mitge- 
teilt habe. Sie wären allerliebst fett. Ob sie die wohl essen sollten? 
Er wollte antworten: In Gottes Namen, nur behalte er sich vor, 
  
1 Sie war wenigstens von ihren Granaten so bedroht, daß der Kronprinz 
ihre kostbarsten Sachen, namentlich Modelle und Zeichnungen, durch seine Soldaten 
in Sicherheit bringen ließ.
	        
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