22. Oktober Zehntes Kapitel 317
fassung, daß die königliche Gegenwart ihren Schutz verbreite, nicht
einmal, daß das Wild in den Parks, einschließlich der Fasanen,
jagdmäßig beschossen wurde, so lange der königliche Aufenthalt
dauerte, und Baron Rothschild, früher preußischer Generalkonful,
der sich, als er noch auf den Sieg Frankreichs hoffte, dieses Amtes
in wenig höflicher Weise entledigt hatte, hat nicht einmal soviel
Lebensart gehabt, sich während der ganzen Anwesenheit des Königs
in Ferrieres ein einziges mal nach den Bedürfnissen seines hohen
Gastes durch seine Beamten erkundigen zu lassen. Keiner der
deutschen Bewohner von Ferrieres kann sagen, daß er auch nur
mit einem Stück Brot die Gastlichkeit des Eigentümers genossen
habe, dessen Vorbesitzer bekanntlich nach den Berechnungen der
Stempelbehörde 1700 Millionen Franken hinterließ. Sollte Baron
Rothschild wirklich gegen jemand die in dem Briefe verzeichnete
lügenhafte Klage ausgesprochen haben, so können wir ihm nur
wünschen, daß er nach der königlichen Hofhaltung Einquartierung
bekommen möge, die ihm den Unterschied zwischen den bescheidnen
Ansprüchen der Hofhaltung und dem Kriegsrechte feindlicher Ein-
quartierungen empfinden lasse, soweit dies bei einem Erben von
1700 Millionen überhaupt möglich ist."
Sonnobend, den 22. Oktober. Verschiedne Telegramme
und Artikel abgesandt, über den Ausfall des gestrigen Treffens,
über Kératrys Sendung nach Madrid u. a.
Der Angriff der Pariser, mit einigen zwanzig Bataillonen
Linie und Mobilgarden unter dem schützenden Feuer des Mont
Valérien unternommen, galt vorzüglich dem an der Seine gelegnen
Dorfe Bougival, das von unsern Außenposten besetzt war. Diese
zogen sich auf ihren Rückhalt zurück, und die Franzosen bemächtigten
sich des Ortes, wurden aber bald nachher von der einen Division
des fünften deutschen Armeekorps angegriffen und wieder hinaus-
getrieben, wobei sie eine beträchtliche Zahl von Gefangnen und
zwei Geschütze in den Händen unfrer Leute ließen. Die Gefangnen,
etwa hundert an der Zahl, sind heute durch die Stadt gebracht
worden, wobei es zu Unordnungen gekommen sein soll, sodaß die
gelben Dragoner, wie es heißt, sich genötigt gesehen haben, auf
die sich ungestüm herandrängende Menge mit flacher Klinge ein-
zuhauen.