Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

1. November Elftes Kapitel 343 
Nach einer Weile erzählte er, daß heute mittag Thiers über 
drei Stunden bei ihm gewesen sei, und zwar als Unterhändler wegen 
eines Waffenstillstands; man werde sich aber auf die Bedingungen 
hin, die er stelle oder gewähren wolle, wohl nicht einigen können. 
Thiers habe während des Gesprächs einmal von dem Proviant— 
vorrat sprechen wollen, der gegenwärtig in Paris sei. Da habe er 
ihn unterbrochen und gesagt: „Verzeihen Sie, das wissen wir besser 
als Sie, der Sie nur einen Tag in der Stadt gewesen sind. Die 
sind bis Ende Januar mit Lebensmitteln versehen.“ — „Was er da 
für ein erstauntes Gesicht machte! Ich hatte ihm aber nur auf den 
Zahn gefühlt, und sein Staunen verriet mir nur, daß dem nicht 
so war.“ 
Beim Dessert sprach er davon, daß er so viel gegessen habe. 
„Heute dritthalb Beefsteaks und ein paar Stücke Fasan. Das ist 
viel, aber auch nicht viel; denn es ist in der Regel meine einzige 
Mahlzeit. Ich frühstücke, ja, das ist aber eine Tasse Thee ohne 
Milch und zwei Eier. Dann nichts bis abends. Und esse ich da zu 
stark, so bin ich wie die Boa Constrictor, kann aber nicht schlafen. — 
Schon als Kind und seitdem immer bin ich spät zu Bett gegangen, 
niemals vor Mitternacht. Ich schlafe dann gewöhnlich schnell ein, 
wache aber bald wieder auf und finde, daß es höchstens um eins 
oder halb zwei ist, und dann fällt mir allerhand ein, besonders wo 
mir unrecht geschehen ist, was dann überlegt werden muß. Darauf 
schreibe ich Briefe, auch Depeschen, natürlich, ohne aufzustehen, bloß 
im Kopfe. Früher, als ich noch nicht lange Minister war, stand 
ich auf und schrieb es wirklich nieder. Wenn ichs aber am Morgen 
überlas, war es nichts wert, lauter Platituden, konfuses, triviales 
Zeug, wie es etwa in der Vossischen gestanden haben könnte, oder 
wie es der Serenissimus von — sagen würde. — Ich will nicht, 
ich möchte lieber schlafen. Aber ich muß, es denkt, es spekuliert 
in mir. Kommt dann der erste Morgenschimmer auf meine Bett— 
decke, so schlummre ich wieder ein, und dann wird bis zehn Uhr 
oder noch länger fortgeschlafen.“ 
  
im Bundesrat verhandelt wurden, auch die Gabe des Verhandelns und Debat- 
tierens in öffentlichen Versammlungen, aber er war stets korrekt, loyal und 
gewissenhaft.“ Poschinger, Bismarck und der Bundesrat II, 13.
	        
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