Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

10. November Elftes Kapitel 381 
dem 25. Oktober Erlaubnis haben, herauszukommen, daß wir aber 
niemand mehr hineinlassen — auch keine Diplomaten. Wir em— 
pfingen auch keine in Versailles, nur mit ihm würde ich eine Aus— 
nahme machen. Er wird dann vielleicht die österreichischen Ansprüche 
auf das Bundeseigentum in den deutschen Festungen wieder aufs 
Tapet bringen.“ 
Man redete von Ärzten und der Art, wie die Natur sich zu— 
weilen selbst helfe, und der Chef erzählte, daß er einmal zwei Tage 
beim Herzog von (Name unverständlich) gejagt, und daß ihm dabei 
„recht schlecht um seinen innern Menschen gewesen“ sei. „Auch die 
zwei Tage Jagd und die freie Luft halfen nicht. Da kam ich den 
Tag darauf zu den Kürassieren in Brandenburg, die einen neuen 
Becher bekommen hatten (ich glaube, er sagte auch, daß sie ein 
Jubiläum feierten). Ich sollte zuerst daraus trinken und ihn ein- 
weihen, dann sollte er herumgehen. Es war etwa eine Flasche 
drin. Ich aber hielt meine Rede und trank und setzte ihn leer 
wieder hin, was sie sehr verwunderte, da man den Leuten von der 
Feder nicht viel zutraut. Es war aber noch Göttinger Übung. Merk- 
würdiger= oder vielleicht nicht merkwürdigerweise war mir darauf 
vier Wochen lang so wohl um den Magen wie nie. Ich versuchte 
es später noch verschiedne male, mich ebenso zu kurieren, aber 
niemals wieder mit so erfreulichem Erfolge.“ — „Da erinnere ich 
mich auch, einmal, bei der Letzlinger Jagd unter Friedrich Wilhelm 
dem Vierten, da sollte ein Vexirbecher aus der Zeit Friedrich 
Wilhelms des Ersten ausgetrunken werden. Es war ein Hirsch- 
geweih, das so gemacht war, daß man die Höhlung, in die etwa 
dreiviertel einer Flasche ging, nicht an die Lippen setzen konnte, 
während man doch nichts verschütten sollte. Ich nahm es und 
trank es aus, obwohl es sehr kalter Champagner war, und meine 
weiße Weste zeigte nicht einen verschütteten Tropfen. Die Gesell- 
schaft machte große Augen, ich aber sagte: Noch einene Der 
König aber, der sich offenbar ärgerte, daß ichs so gut gemacht 
hatte, rief: „Nein, das geschieht nicht und so mußte es unter- 
bleiben.“ — „Früher waren solche Kunststücke notwendiges Er- 
fordernis zum diplomatischen Gewerbe. Da tranken sie die Schwachen 
unter den Tisch, fragten sie aus nach allerlei Dingen, die sie wissen 
wollten, und ließen sie in Sachen willigen, die gegen ihre Instruktion
	        
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