388 Elftes Kapitel 11. November
ihr der Erzähler ein wenig von dem Eignen hinzugethan oder sagen
wir, sie auf seinen Ton gestimmt hatte. Sei dem, wie ihm wolle,
der Graf berichtete, daß in Commercy eine Frau zum Minister ge—
kommen sei, um ihm zu klagen, daß man ihren Mann, der nach einem
Husaren mit dem Spaten geschlagen habe, verhaftet habe. „Der
Minister hörte sie mit wohlwollender Miene an — erzählte unser
Gewährsmann weiter —, und als sie fertig war, sagte er, ebenfalls
mit dem größten Wohlwollen: „Na, gute Frau, Sie können ganz
sicher sein, daß Ihr Mann — dabei strich er sich mit den Fingern
um den Hals — nächstens aufgehangen wird.““
Die neue imperialistische Zeitung Situation mag ihre Gebrechen
haben, sie hat aber auch ihre Meriten. So ist das, was sie in
diesen Tagen über die Verwendung Garibaldis in diesem Kriege
bemerkte, ohne Zweifel ganz richtig. Es heißt da: „Die Gegenwart
Gambettas in Tours hat dort wieder einiges Vertrauen erweckt.
Man hofft, er werde der Organisation der Verteidigung neue
Thätigkeit einflößen. Indes hat der erste Akt, den der genannte
junge Diktator vorgenommen hat, eben keinen sonderlichen Eindruck
gemacht. Dieser erste Akt war die Ernennung Garibaldis zum
Obergeneral der Franctireurs des Ostens. Garibaldi ist in Frank-
reich nie als eine ernste Erscheinung aufgefaßt worden. Er wird
als General der komischen Oper betrachtet, und man fragt sich mit
Ungeduld: Sind wir denn wirklich schon so weit heruntergekommen,
daß wir unfre Zuflucht zu dieser politischen Theaterpuppe nehmen
müssen? Unter dem Vorgeben, die Begeisterung zu erwecken und
der Nation Schwung zu verleihen, verletzt man die Eigenliebe der
Nation bis ins Innerste hinein. Aber Sie wissen ja, die Leute,
die sich angemaßt haben, uns zu regieren, sind Advokaten, sie lieben
den Redepomp, die großen tönenden Phrasen, die Theatercoups.
Die Ernennung Garibaldis ist eins von diesen Effektstücken, das man
mit wirkungsvollen Redensarten ausstaffiert hat; im Munde der
Regierung der nationalen Verteidigung bedeutet diese Ernennung
die Vereinigung der freien Völker, die republikanische Solidarität.
Indes wäre möglich, daß Herr Gambetta, ärgerlich geworden über
Garibaldis Manieren und seine Gegenwart in Tours, die leicht
ein Element des Zwiespalts werden kann, ihn vorzüglich deshalb
nach dem Osten geschickt hätte, um sich seiner zu entledigen. Man