Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

26. November Zwölftes Kapitel 431 
„In der Nacht vom 14. zum 15. Juni 1866 telegraphierte Man- 
teuffel, daß er über die Elbe gegangen sei,l und fragte an, wie er 
die Hannoveraner behandeln solle. Der Minister schrieb darauf als 
Antwort: Behandeln Sie sie als Landsleute, eventuell tödlich. 
Er fragte mich: Verstehen Sie das? Ja, Exzellenz# sagte 
ich. — „Gut, versetzte er, 's ist aber für einen General"“ 
Vom Schloßplatze aus wurde darauf ein Gang durch die 
Hauptstraßen der Stadt, nach den beiden großen Kirchen und nach 
dem Denkmal von Hoche gemacht, wobei man wie immer vielen 
Geistlichen, Nonnen, auch Mönchen begegnete und Gelegenheit hatte, 
die Menge von Weinschenken und Kaffeehäusern zu bewundern, mit 
denen Versailles versehen ist. Eins dieser Institute führt den selt- 
samen Namen: Au chien qui fume und zeigt dem entsprechend auf 
seinem Schilde einen Hund, der eine Tabakspfeife im Maule hat. 
Die Leute vor den Hausthüren waren allenthalben höflich, namentlich 
die Frauen. Wenn Zeitungen sagen, Mütter und Wärterinnen 
kehrten sich ab, wenn einer von uns ihren Kinderchen die Backen 
streicheln wolle, so kann ich das nach meiner bisherigen Erfahrung 
nicht bestätigen. Sie freuten sich darüber ganz wie anderswo und 
sagten: Faites minette à Monsieur. Die höhere Klasse freilich läßt 
sich fast nie auf der Straße sehen, und wenn es einmal geschieht, 
erscheinen die Damen in Trauer — von wegen des Vaterlandes 
und — weil Schwarz gut kleidet. 
Löwinsohn berichtet bei seiner gewöhnlichen Abendvisite, daß 
Samwer schon seit einiger Zeit wieder fort, also nicht, wie es in 
den Zeitungen geheißen hat, irgendwo Präfekt geworden ist, daß 
die Stadt aber die Freude hat, dafür eine andre interessante Per- 
sönlichkeit zu beherbergen, den amerikanischen Geisterbanner Home 
nämlich, der, wenn ich recht verstand, von London herübergekommen 
ist und zwar mit Empfehlungen, die ihn beim Kronprinzen ein- 
geführt haben. 
Sonnabend, den 26. November. Mehrere Artikel ge- 
macht, darunter einen über die seltsame Belobigungsliste Trochus 
im Figaro vom 22. d. M. Der Chef sagte mir, als er mir die 
von ihm angestrichnen Stellen zum Teil vorlas: „Die Heldenthaten 
  
1 Zwischen Hamburg und Harburg.
	        
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