Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

440 Dreizehntes Kapitel 28. November 
Orleans kommen.“ — „Dabei fällt mir ein — so fuhr er fort —, der 
Papst hat einen sehr netten Brief an die französischen Bischöfe ge- 
schrieben, oder an mehrere derselben, sie sollten sich doch nicht mit 
den Garibaldianern einlassen." 
Jemand äußerte, daß ihm etwas sehr am Herzen liege. Der 
Chef bemerkte dazu: „Wichtiger, das Wichtigste ist mir jetzt, was 
mit der Villa Coublay wird. Das ist die Hauptsache.“ — „Der 
Kronprinz sagte neulich, als ich ihm die Sache vorstellte: ?2 Ich bin 
bereit, das Kommando für den Zweck abzutreten.“ Ich hätte ihm ant- 
worten können: Und ich bin bereit, es anzunehmen."““ — „Gebe 
man mir den Oberbefehl auf vierundzwanzig Stunden, und ich nehme 
die Verantwortlichkeit auf mich. Ich würde dann bloß einen einzigen 
Befehl geben: „Es wird gefeuerte." 
Die Villa Coublay ist ein Ort nicht weit von hier, wo der 
herbeigeschaffte Belagerungspark noch immer steht, statt in die 
Schanzen und Batterien gebracht zu sein, und der Kanzler hat, wie 
Bucher mir mitteilt, in einer Immediatvorstellung um Beschleunigung 
des Bombardements gebeten. 
Der Chef fuhr fort: „Es ist nicht wahr, wenn die Generale 
behaupten, sie hätten nicht genug Munition. Sie wollen nicht, weil 
der Zukünftige nicht will. Und der will nicht, weil seine Frau und 
  
1 Roon III4, 257 vom 28. November: „Hier schießen wir noch immer nicht. 
Weshalb? .. . Es wird eben jetzt ein letzter Versuch gemacht, die Angelegenheit 
in Gang zu bringen, um ein würdiges Punktum zu setzen und nicht statt dessen 
einen kolossalen schmutzigen Klecks, der die glorreiche Geschichte dieses Feldzugs 
verunzieren und die errungnen Lorbeeren der deutschen Waffen verunglimpfen 
würde. Wenn doch die sonst so vorlaute Presse einmal diese Unthätigkeit und 
Faulheit tüchtig geißeln möchte! Aber ihr wißt nicht, wer dahinter steckt!“ Alle 
Mitteilungen, die Roon Ende November und Anfang Dezember an die Gemahlin 
sandte, lassen seinen täglich steigenden Unmut erkennen. Graf Bismarck teilte diese 
Auffassung durchaus. Beide sahen und sprachen sich damals häufig und haben 
sich oft das Herz ausschütten können. S. 258. Vgl. G. u. E. II, 112/13. 
Aus K. Friedrichs Tagebuch vom 28. November: „Ich will nicht anfangen, 
bis alle Munition da; mit bloßem Schießen hätten wir längst anfangen können, 
hätten aber wegen Munitionsmangel bald aufhören müssen. Die Schlachten- 
bummler räsonnieren, die das Kriegsleben ohne Verantwortung und Sachkennt- 
nis mitmachen; unfre Batterien können nur so angelegt werden, daß die Arbeiter- 
viertel unberührt bleiben, die entscheiden; ich biete jedem, der mir davon redet, 
das Kommando an.“
	        
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