Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

28. November Dreizehntes Kapitel 441 
seine Schwiegermutter nicht wollen. Sie haben dreihundert Kanonen 
beisammen — so fuhr er fort — und fünfzig oder sechzig Mörser, 
und für jedes Geschütz fünfhundert Schuß. Das ist gewiß genug. 
Ich habe mit Artilleristen gesprochen, die sagen, bei Straßburg hätten 
sie nicht die Hälfte gebraucht von dem, was hier schon aufgehäuft 
ist, und Straßburg war gegen Paris ein Gibraltar. Eine Kaserne 
auf dem Mont Valérien wäre leicht in Brand zu schießen, und 
wenn man die Forts Issy und Vanvres gehörig mit Granaten über- 
schüttete, daß sie herauslaufen müßten — die Enceinte — wir kennen 
sie ja — ist von geringer Bedeutung, ihr Graben nicht breiter, als 
dieses Zimmer lang ist.“ — „Ich bin überzeugt, wenn wir ihnen vier 
oder fünf Tage lang Granaten hineinwerfen in die Stadt selber, 
und sie gewahr werden, daß wir weiter schießen als sie — neun- 
tausend Schritt nämlich —, so werden sie in Paris klein beigeben.“ — 
„Freilich liegen auf dieser Seite die vornehmen Quartiere, und da 
ist es denen in Belleville ganz einerlei, ob die zusammengeschossen 
werden, ja sie freuen sich darüber, wenn wir die Häuser der reichen 
Leute zerstören.“ — „Wir hätten überhaupt wohl Paris von einer 
andern Seite angreifen sollen — oder noch besser, überhaupt liegen 
lassen und weitergehn. Nun wirs aber einmal angefangen haben, 
sollte auch Ernst gemacht werden. Mit dem Aushungern kann es 
noch lange dauern, vielleicht bis zum Frühjahr; jedenfalls haben 
sie Mehl bis zum Januar.“ — „Hätten wir zur rechten Zeit geschossen, 
so wäre die ganze Geschichte mit der Loirearmee nicht, und nach 
dem Treffen bei Orleans, wo von der Tann zurück mußte, haben 
die Militärs — ich nicht — die Lage bei uns in Versailles für 
kritisch gehalten. Hätten wir vor vier Wochen zu bombardieren an- 
gefangen, so wären wir jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach in Paris, 
und das ist die Hauptsache. So aber bilden die Pariser sich ein, 
es ist uns von London, Petersburg und Wien verboten, zu schießen, 
und die Neutralen wieder glauben, daß wirs nicht können. Die 
wahre Ursache wird aber einmal bekannt werden, und das wird seine 
Folgen haben.“ — — 
Abends telegraphierte ich nach London, daß der Reichstag zur 
Fortsetzung des Krieges mit Frankreich wieder hundert Millionen 
  
1 Vgl. G. u. E. II, 111. 113/14.
	        
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