Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

30. November Dreizehntes Kapitel 455 
Später kam Abeken vom Könige zurück, dem er schon seit 
einiger Zeit statt des Kanzlers Vortrag hält. Er hatte gehört, daß 
heute drei Ausfälle stattgefunden hätten, einer gegen die Württem- 
berger, einer gegen die Sachsen und der dritte gegen das sechste 
Korps. Der König habe gemeint, es wäre ein Durchbruch ver- 
sucht worden. 
„Ach wo!“ entgegnete der Minister. „Da mißten sie doch 
sehr albern sein; sie gingen ja in einen Sack. Das könnte uns 
ganz erwünscht sein. Kämen sie mit acht Bataillonen, so stellten 
wir ihnen zehn entgegen und bessere Truppen. Es mag übrigens 
sein, daß sie dunkle Nachrichten vom Anrücken der Loirearmee haben; 
nur wissen sie noch nicht, daß sie schon zurückgeworfen ist.“ — 
„Ach (zu mir), das läßt sich in ein Telegramm einflechten, was 
Putbus heute sagte: Verwundete, denen man gestattete, nach Paris 
zurückzukehren, lehnten es ab.“ 
Diese Nacht wurde nicht mehr geschossen. 
Ich habe mir schon früher einmal gesagt: es giebt in Frank- 
reich noch einige verständige Menschen. Heute treffe ich wieder 
einen an. In einem Leitartikel der Décentralisation in Lyon, „Eine 
Stimme aus der Provinz“ betitelt und mit L. Duvarennes unter- 
zeichnet, heißt es u. a.: 
„Gleich nach dem Tage, wo das Kaisertum fiel, haben die 
Deputierten von Paris es für ihre Pflicht gehalten, eine Regierung 
zu bilden. Das ist eine Thatsache, die die unparteiische Geschichte 
ebenso beurteilen wird, wie das Verhalten einer Kammer, die, 
wenigstens zum Teil, mehr im dynastischen als im nationalen Inter- 
esse gewählt worden war. Aus dieser Thatsache ist die Provi- 
  
Daß er mich zu einer Besprechung meines Schreibens und aller darin an- 
gegebnen politischen Momente nicht zuzieht, zeigt Mangel an Vertrauen für mich 
und an Neigung für die Sache.“ — „Der anliegende Auszug aus englischen 
Blättern ist interessant als Beweis, wie sehr man dort und in Frankreich infolge 
der Zeit, die wir vor Paris verlieren, unfre Aussichten vermindert, die Frank- 
reichs verbessert findet.“ Roon III4, 258. Am 28. November „erwähnte der 
König, es sei ursprünglich mit einem Angriffe auf die Südforts ein gleichzeitiger 
Angriff auf St. Denis und das Fort de l'Est projektiert gewesen; man sei davon 
abgegangen; übrigens sei es nicht wahr, daß beschlossen sei, Paris nicht zu be- 
schießen, zur Zeit seien nur die Vorbereitungen noch nicht vollendet.“ Wil- 
mowski, 74f.
	        
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