Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

456 Dreizehntes Kapitel 30. November 
sorische Regierung und die voreilige Verkündigung der Republik 
hervorgegangen, die noch auf die gesetzliche Gutheißung der Ver- 
treter des Landes wartet. 
„Wir begreifen sehr wohl die Bewegungen der ersten Tage, 
wenn wir sie auch nicht entschuldigen; wir finden es ferner be- 
greiflich, wenn das französische Volk, ungewohnt, seine Angelegen- 
heiten selbst in die Hand zu nehmen, berauscht von dem, was 
ihm damals, als die ewige Gerechtigkeit einfach sich wieder ihr 
Recht nahm und sich vor aller Augen offenbarte, als ein Er- 
folg erschien — finden es, sagen wir, begreiflich, wenn es an 
mehreren Punkten des Landes die Willkür mit der Freiheit ver- 
wechselt hat. 
„Wir haben schon mehrmals gesagt, wer nach unfrer Meinung 
die Begünstiger dieser Begriffsverwirrung sind, und wenn man den, 
der von einem Verbrechen Nutzen hat, im Verdacht haben kann, 
es begangen zu haben, so haben die Anhänger des gestürzten Regi- 
ments an der Erhaltung der Unordnung in Frankreich ein so 
deutlich erkennbares Interesse, daß man sie laut anklagen kann, 
danach mit allen Mitteln zu streben, die in ihrer Hand liegen. 
„Was muß die Haltung der Regierung sein, wenn sie in Wahr- 
heit das Vaterland in der Gefahr verteidigen willo Was hat sie 
in dieser Richtung geleistet? Sie mußte vor allem einen Aufruf an 
die Nation richten und sie durch ihre Vertreter mit allen Maß- 
regeln in Verbindung bringen, die die Lage zur Sicherung der 
öffentlichen Wohlfahrt erheischte. Man mußte die Einheit der Fran- 
zosen durch sein Beispiel predigen. Nun müssen wir aber konstatieren, 
daß die Einheit, die zugleich der Gehorsam ist, überall mangelt, 
und daß wir zu viel thatsächliche Regierungen haben, um leicht 
unterscheiden zu können, welches die rechtmäßige Regierung ist. 
„Tours verfügt Wahlen, Paris will davon nichts wissen. Dann 
schreitet Paris zu Wahlen, die Frankreich von Tours verweigert 
werden. Lyon hat eine Fahne, Frankreich hat eine andre. Mar- 
seille lehnt sich auf, in Perpignan fließt Blut in den Straßen, doch 
tritt Esquiros endlich seinen Platz an Gent ab, der mit Revolver- 
schüssen empfangen wird. Zu Toulouse bleibt Duportal, der den 
Bürgerkrieg predigt, der Regierung in Tours zum Trotz auf seinem 
Posten. — Ist das Einheit? Ist das eine Regierung? Kann man
	        
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