Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

23. Dezember Fünfzehntes Kapitel 565 
geäußert. — Von uns ist an Bernstorff geschrieben, mit der Kaiserin, 
die überdies nicht als zuverlässig und politisch befähigt erscheine, 
könne man, wenn Persigny nicht mit ihr einverstanden sei, nicht 
unterhandeln, und Duvernois Eröffnung sei unpraktisch. — Aali 
Pascha will der Aufhebung der Neutralität des Schwarzen Meeres 
zustimmen, verlangt dafür aber volle Souveränität der Pforte über 
Bosporus und Dardanellen. Dies ist, von uns nach Petersburg 
telegraphiert, dort zugestanden worden, worauf Brunnow demgemäß 
Weisung erhalten hat. 
Freitag, den 23. Dezember. Wieder ein sehr kalter Tag, 
man spricht von zwölf Grad Kälte. Eine Außerung der Situation, 
nach der die Kaiserin Eugenie Gründe gefunden hätte, mit uns 
Frieden zu schließen, an die Redaktion des Moniteur, einen Artikel 
der Times wegen Luxemburgs, der uns Recht giebt, nach Deutsch- 
land geschickt, den Anfang des Treitschkischen Aufsatzes in den 
Preußischen Jahrbüchern! für den König zurecht gemacht. 
Der Artikel der Situation ist vom 17. Dezember datiert, und 
es heißt darin u. a.: 
„Ja, wir verlangen von der regierenden Kaiserin, daß sie sich 
mit Preußen vertrage, und von Preußen, daß es sich mit der 
regierenden Kaiserin vertrage, weil von dem Augenblick an, wo die 
hohe Frau den Willen kundgegeben haben wird, dem Blutvergießen 
ein Ende zu machen, der König Wilhelm durch seine eigne Würde 
gehalten sein wird, gegen sie ein Verfahren einzuschlagen, das von 
ihm weder die Urheber des Kriegs bis zum äußersten noch die 
verschiednen Prätendenten erwarten können, die das Unglück ihres 
Vaterlandes benutzen möchten, ihre Stirn mit einer Krone zu 
schmücken.“" — „Die Kaiserin hat sich nicht zu fragen, ob der 
Gedanke, dem sie am 4. September nachgegeben hat, von Frankreich 
recht begriffen worden ist. Sie spreche, und sie wird sehen, daß 
Frankreich heldenmütige Gesinnungen niemals mißversteht. Was 
die preußische Regierung anbelangt, so ist es für uns nicht nötig, 
daß sie die Rückkehr der napoleonischen Dynastie herbeiwünsche, es 
bedarf für uns nur, daß sie eingestehe, daß der größte Fehler, den 
  
1 Wohl des vom 7. Dezember über die Verträge mit den Südstaaten, 
s. oben S. 521.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.