23. Dezember Fünfzehntes Kapitel 567
Vielleicht war es der Rauch feuernder Geschütze, möglicherweise aber
auch nur der von Fabrikschornsteinen.
Nach Hause zurückgekehrt, finde ich da beim Zeitunglesen,
daß einer der englischen Reporter seinem Blatte ganz genau über
diesen Belagerungspark berichtet hat, und streiche den Artikel für
den Chef an, der ihn Hatzfeldt — wahrscheinlich zur Beförderung
an den Generalstab — übergiebt. 1
Bei Tische hatten wir zu Gästen den Freiherrn und Reichs-
tagsabgeordneten von Schwarzkoppen und meinen alten Bekannten
von Hannover, Herrn von Pfuel, der inzwischen Kreishauptmann
in Celle geworden war. Beide sollten Präfektenposten oder etwas
ähnliches übernehmen. Ferner war Graf Lehndorff und der Husaren-
leutnant von Dönhoff, ein ungewöhnlich hübscher Mann und, wenn
ich nicht irre, Adjutant beim Prinzen Albrecht, zugegen. Auch das
Menu von heute möge als ein Beispiel dafür, wie gut unfre Tafel
in Versailles bestellt war, notiert werden. Es lautete: Zwiebel-
suppe (dazu Portwein), Wildschweinsrücken (dazu Tivoli-Aktienbier),
Irish Stew, Putenbraten, Maronen (hierzu Champagner und nach
Belieben Rotwein) und Dessert, das aus vortrefflichen Calvillen-
äpfeln und prachtvollen Birnen bestand.
Man erwähnte, daß der General Voigts-Rhetz mit der neun-
zehnten Division vor Tours stehe, dessen Bevölkerung Widerstand
geleistet habe, sodaß man die Stadt mit Granaten habe beschießen
müssen.
Der Chef bemerkte dazu: „Das ist nicht in der Ordnung, daß
er nicht mehr geschossen hat, als sie die weiße Fahne aufgezogen.
Ich hätte fortgefahren mit Granaten gegen die Kerls, bis sie mir
vierhundert Geiseln herausgeschickt hätten."
Er mißbilligte dann wieder das milde Verfahren der Offiziere
gegen die Widerstand leistenden Zivilisten. Selbst offenkundiger
Verrat würde kaum gehörig gestraft, und so dächten die Franzosen,
sie dürften sich alles gegen uns erlauben.
„So ists auch mit diesem Krohn,“ fuhr er fort. „Der klagt
erst einen Advokaten wegen Verschwörung mit Franctireurs an, und
wie er ihn verurteilt sieht, reicht er ein Gnadengesuch ein und dann
1 In den limes, s. Wilmowski 80 vom 26. Dezember.