Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

572 Fünfzehntes Kapitel 23. Dezember 
an mich einfach: An den Ministerpräsidenten Graf von Bismarck 
schreibt. Ich bitte Sie, (zu Abeken) mir darüber Vortrag zu er- 
statten. Es ist ein unnützer Schwanz, und ich wünsche, daß das 
wegfällt.“ Abeken Zopfabschneider — eigne Fügung! 
Abends noch einen Artikel über die Verdrehung der Worte 
gemacht, die der König zu Anfang des Krieges an die französische 
Zivilbevölkerung gerichtet hat. Auch der Armeebefehl von Homburg 
muß jetzt als Beweis dienen, daß er sein damals gegebnes Wort 
nicht gehalten hätte, und nicht bloß die Franzosen, sondern auch ihre 
guten Freunde, die Sozialdemokraten Deutschlands, bringen diese 
Verleumdungen zu Markte. So hat in der ersten Woche dieses 
Monats in Wien eine Versammlung des Arbeitervereins stattgefunden, 
die eine Resolution gefaßt hat, die den König auf Grund dieser 
Entstellungen des Wortbruchs zeiht. Aber weder der Armeebefehl 
von Homburg (vom 8. August), noch die Proklamation vom 11. des- 
selben Monats enthält eine Zusage, die besagt, man werde nur 
gegen die französischen Soldaten Krieg führen. Im erstgenannten 
Aktenstücke heißt es: „Wir führen nicht Krieg mit den friedlichen 
Einwohnern des Landes.“ Der Ton liegt auf „friedlichen.“ Franc- 
tireurs oder aber solche, die sie unterstützen oder sonst unsern 
Operationen auf die oder jene Weise thätlich entgegentreten, sind 
keine friedlichen Einwohner. In der Proklamation ferner ist aus- 
drücklich ausgesprochen, daß „die Generale, die die einzelnen Korps 
kommandieren, durch besondre Bestimmungen, die zur Kenntnis des 
Publikums gebracht werden sollen, die Maßregeln festsetzen werden, 
die gegen die Gemeinden oder gegen einzelne Personen, die sich in 
Widerspruch mit den Kriegsgebräuchen setzen, verhängt werden sollen; 
sie werden in gleicher Weise alles anordnen, was sich auf Requi- 
sitionen bezieht, die wegen der Bedürfnisse der Truppen als not- 
wendig erachtet werden.“ Hiernach ist verfahren worden. Ubrigens 
haben die Franzosen kein Recht, sich über Härte der Deutschen 
zu beklagen; wir haben nicht wie sie friedliche Leute, wie die unter 
ihnen angesiedelten und dann grundlos von Haus und Hof ver- 
jagten Deutschen ins Elend getrieben, wir haben keine Kauffahrtei- 
Seeleute in die Kriegsgefangenschaft abgeführt, kein uns unschädliches 
Privateigentum zerstört, wie sie, wenn von ihnen deutsche Handels- 
schiffe verbrannt wurden, und nirgends ist von uns wie von ihnen
	        
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