24. Dezember Fünfzehntes Kapitel 575
als die Truppen selber. Wie bei den Griechen und Trojanern.
Ein paar Leute sprechen einander Hohn, es kommt zu Schlägen
zwischen ihnen, Lanzen werden geworfen, andre laufen herzu und
werfen und schlagen auch, und so giebts endlich eine Schlacht. Erst
schießen sich die Vorposten ohne Not, darauf rücken andre, wenn
es gut geht, nach, zuerst kommandiert ein Unteroffizier eine Gruppe,
dann kommt der Leutnant mit mehr Leuten nach, dann das Regi—
ment, und zuletzt muß der General nach mit allem, was er hat.
So entspann sich die Schlacht bei Spichern und die bei Gravelotte,
die eigentlich erst den 19. stattfinden sollte. Bei Vionville wars
anders. Da mußten sie sich den Franzosen entgegenwerfen wie ein
Packan. Bei Saint Privat griff die Garde aus reinem Brotneid
auf die Sachsen unvernünftig an und schob dann, als es nicht ging,
die Schuld auf die sächsischen Truppen, die gar nicht schneller
kommen konnten bei dem weiten Marsch, und die sie hernach mit
bewundernswerter Tapferkeit herausgehauen haben.“
Beckedorff erzählte hierauf, daß er bei Wörth zweimal ver—
wundet worden sei, einmal zwischen Nacken und Schulterblatt, und
zwar offenbar durch eine Explosivkugel, sodann am Knie. Er sei
vom Pferde gesunken und liegen geblieben. Da hätte aus geringer
Entfernung ein Zuave oder Turko, an einen Baum gelehnt, nach
ihm geschossen und ihn am Kopfe gestreift. Desgleichen hätte sich
ein andrer von diesen Halbwilden auf der Flucht in einen Graben
geworfen, und als unsre Leute über ihn weggewesen seien, wäre er
aufgestanden und hätte ihnen in den Rücken gefeuert. Da wären
einige zu seiner Verfolgung umgekehrt, einer hätte ihm, da man
unsrer Truppen wegen nicht hätte schießen dürfen, das Gewehr ins
Kreuz geworfen, und so hätten sie ihn gekriegt und umgebracht.
„Er hatte das Schießen gar nicht nötig; denn niemand hätte ihm
in seinem Graben etwas gethan,“ sagte der Erzähler. „Es war
die reine Mordlust.“
Der Chef erinnerte an andre Barbareien der Franzosen und
bat Beckedorff, seinen Fall für ihn zu Papiere zu bringen und die
Explosivkugel ärztlich bescheinigen zu lassen. Zuletzt kam er auf
Landschaften zu sprechen, wobei er bemerkte, daß er Gebirgsgegenden
nicht sehr liebe, „erstens wegen der im Thale beschränkten Aus—
sichten, dann wegen des Auf- und Absteigens. Ich bin mehr für