25. Dezember Fünfzehntes Kapitel 579
Abeken meinte: „Das wird einmal eine Geschichtsquelle sein.
Wenn man es doch noch erlebte, es lesen zu können.“
Ich entgegnete, ja, ganz gewiß werde es eine Geschichtsquelle
sein und eine zuverlässige, wenn auch erst nach dreißig Jahren.
Der Chef lächelte und sagte: „Ja, dann wird es heißen: Con-
feras Buschii Kapitel drei, Seite zwanzig.“
Nach Tische Akten gelesen und darin gefunden, daß der Ge—
danke einer Verschiebung der deutschen Grenzen nach Westen amtlich
dem König zuerst am 14. August und zu Herny vorgetragen worden
ist. Erst am 2. September hat dann die badische Regierung eine
Denkschrift mit ähnlicher Tendenz eingesandt.“
Montag, den 26. Dezember. Daß ich an einem der Los—
tage des Jahres Siebzig in einem Privathause zu Versailles echten
sächsischen Weihnachtsstollen essen würde, hätte ich nicht geglaubt,
und wenn es mir auch von allen zwölf kleinen Propheten geweis-
sagt worden wäre. Und doch hatte ich diesen Morgen ein gutes
Stück davon vor mir, eine Gabe der Mildbthätigkeit Abekens, der
eine Kiste mit solchem Gebäck aus Deutschland bekommen hat.
Abgesehen von den gewöhnlichen Arbeiten war heute ununter-
brochen Feierabend. Das Wetter war nicht mehr so kalt, aber
ebenso hell wie gestern. Gegen drei Uhr wurde wieder einmal leb-
hafter von den Forts gefeuert. Ob sie wohl etwas davon gemerkt
haben, daß wir ihnen nächstens zu antworten bereit sind? Schon
in der vorigen Nacht schossen sie eine Weile ganz gewaltig aus
ihren großen Donnerbüchsen.
Beim Diner war Waldersee zugegen. Es wurde fast nur über
militärische Fragen gesprochen. In betreff der weitern Kriegführung
äußerte der Chef, es würde das Klügste sein, wenn man sich auf
Elsaß, Lothringen und das Maasdepartement konzentrierte und
noch ein benachbartes besetzt hielte, was etwa einen Landstrich von
2600 000 Einwohnern geben würde. Nähme man noch einige
andre Departements ohne Paris hinzu, so gäbe das ungefähr sieben,
mit Paris neun Millionen Einwohner. Auf jeden Fall müsse man
seine Operationen auf einen Raum beschränken, der weniger aus-
gedehnt sei, als der bisher von unsern Armeen okkupierte.
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