Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

580 Fünfzehntes Kapitel 25. Dezember 
Man kam auf die Gabe, viel trinken zu können, und der 
Minister äußerte u. a.; „Früher hatte mir das Trinken gar nichts 
an. Wenn ich bedenke, was ich da geleistet habe. Die schweren 
Weine, besonders den Burgunder!“ 
Darauf drehte sich das Gespräch eine Weile um das Karten- 
spiel, und er bemerkte, daß er früher auch darin viel gethan und 
z. B. einmal zwanzig Rubber Whist nach einander gespielt habe, 
„was sieben Stunden Zeit gleichkommt.“ Ihn könne es nur inter- 
essieren, wenn hoch gespielt würde, das schicke sich aber nicht für 
einen Familienvater. 
Veranlassung zur Vornahme dieses Themas hatte übrigens der 
Umstand gegeben, daß der Chef jemand einen „Riemchenstecher" 
genannt hatte, was er dann, nachdem er gefragt, ob man das ver- 
stünde, dahin erklärte: „Das Riemchenstechen ist ein altes Soldaten- 
spiel gewesen, und ein Riemchenstecher ist nicht gerade ein Schuft, 
aber ein schlauer, gewandter Mensch.“ 
Dann erzählte er, daß er einst Zeuge gewesen sei, wie ein 
Vater seinen eignen Sohn im Spiel um zwölftausend Thaler „be- 
mogelt“ habe. „Ich sah ihn falsch abbiegen und blickte den Sohn 
an, der mich verstand. Er verlor, zahlte, obwohl es ihm eine 
doppelte Jahreseinnahme kostete, spielte aber nie wieder." 
Abends wieder einen Artikel über die barbarische Kriegführung 
der Franzosen geschrieben und einen Aufsatz der Staatsbürgerzeitung, 
die ein weniger schonendes Verfahren gegen die Franzosen empfiehlt, 
für Seine Majestät vorgelegt. 
Druck von Carl Marquart in Leipzig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.