9. Juli Erstes Kapitel 37
pensier hat unter dem Vorwurfe, Franzose zu sein, gelitten. Die
Bourbonen sind den Spaniern einst von Frankreich aufgezwungen
worden und haben ihnen keinen Segen gebracht. Über die Thron—
besetzung diskutieren, wie jetzt in Paris geschieht, würde auch eine
minder stolze Nation als die Spanier verletzen.
3. Zwischen 1866 und 1868, besonders kurz vor dem Sturze
Isabellas, wurde von Frankreich gegen Deutschland viel komplottiert,
mit Osterreich, mit Italien, auch mit Spanien. Dieses Netz zerriß
die Septemberrevolution, auf welche letztere Graf Bismarck anspielte,
als er damals im Reichstage sagte, die Kriegsgefahr sei sehr nahe
gewesen, aber durch ein unerwartetes Ereignis zerstreut worden.
Frankreich wird, so lange es kriegerische Absichten gegen Deutschland
hegt, in Spanien eine diesen entsprechende, etwa eine ultramontane
Dynastie auf dem Throne zu sehen wünschen. Denn bei einem
Angriff auf Deutschland kann für Frankreich ein Unterschied von
fünfzigtausend Mann darin liegen, ob es an den Pyrenäen hilf-
reiche, mindestens neutrale oder verdächtige Grenznachbarn hat.
Direkt zu fürchten hat es von Spanien allerdings nichts, wenn die
Franzosen, die seit achtzig Jahren mit sich selbst nicht ins reine
kommen, sich selbst nicht regieren können, nur darauf verzichten
wollen, den Vormund andrer Völker zu spielen. Man stelle einen
Vergleich zwischen den Jahren 1848 bis 1850 in Frankreich und
1868 bis 1870 in Spanien an. Er wird nicht zum Vorteil der
nation ausfallen, qui marche à la téte de la civilisation.
4. England ist gewohnt, die pyrenäische Halbinsel als seine
Dependenz anzusehen, und glaubt wohl seinen Einfluß in unsichern
Zuständen leichter geltend machen zu können als unter der Herrschaft
einer kräftigen Dynastie. Es ist nicht weise gehandelt, wenn die
Engländer Reminiscenzen aus der spanischen Geschichte anrufen (was
sie übrigens den französischen Blättern nachmachen). Die Geschichte
des Kampfes gegen Napoleon I. liest sich in spanischen Quellen
ganz anders als in englischen. Jedem Reisenden wird in Buen
Retiro der Platz gezeigt, wo einst eine blühende Porzellanfabrik
stand, die die mit den Spaniern verbündeten Briten ohne Not und
Nutzen niederbrannten.
5. Noch ein Thema. Mit dem Artikel der heutigen Spenerschen
Zeitung ist man sehr zufrieden. (Er war von mir.) Ich bitte,