Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

38 Erstes Kapitel 10. Juli 
die darin hervorgehobne Plumpheit Gramonts weiter etwa so aus— 
zuführen: Was ist die faktische Unterlage dieses ganzen Lärms? 
Eine Notiz in der Korrespondenz Havas, die das französische 
Gouvernement wahrscheinlich selbst hineingebracht hat, und die 
übrigens mit einer völligen Unkenntnis der spanischen Verfassung 
und des Gesetzes über die Königswahl geschmiedet war, die Notiz, 
daß die Sache ohne die Cortes gemacht werden solle. Nur dies 
war neu, und dies war plump erfunden. Daß Prims Rede vom 
11. Juni auf den Prinzen von Hohenzollern bezogen werde, hatte 
längst in allen Blättern gestanden und in Frankreich gar keine 
Aufregung hervorgerufen. Dies ist also wohl jetzt ein montierter 
Coup? Die französische Regierung will Skandal? Louis Napoleon 
hat sich Gramont dazu ausgesucht, Händel mit uns anzufangen? 
Jedenfalls hat dieser die Sache ungeschickt angefaßt. Allgemeine 
Nutzanwendung, die so oft als möglich zu wiederholen: Die fran- 
zösische Regierung ist am Ende nicht so fein, wie geglaubt wird. 
Die Franzosen haben mit Hilfe von dreimalhunderttausend Mann 
manches durchgesetzt, und weil es durchgesetzt worden, hielt man 
sie für ungeheure Schlauköpfe. Sind sie das wirklich? Wie 
Figura zeigt, nicht." 
10. Juli, abends. Wieder eine Sendung Themata und 
Entwürfe zu Artikeln von Bucher als Vermittler der Gedanken 
und Absichten des Chefs eingetroffen. 
„1. Für Spenersche oder Kölnische. Die am Streite um den 
spanischen Thron unbeteiligten auswärtigen Mächte wünschen den 
Frieden ebenso lebhaft wie Deutschland. Ihre Einwirkung wird 
jedoch durch die ungeschickten Drohungen Gramonts neutralisiert. 
Wenn die deutschen Regierungen die Sicherheit unfrer Grenze 
wirklich für gefährdet halten sollten, so werden sie ihre Ent- 
schließungen schwerlich ohne Einberufung des Reichstags fassen. 
2. Die Franzosen are running amuck, wie ein Malaye, der 
sich geärgert hat und nun, Schaum vor dem Munde, mit gezücktem 
Dolche durch die Straßen rennt und jeden niedersticht, der ihm 
quer über den Weg kommt. Wenn ihr Wahnsinn Deutschland als 
Prügeljungen betrachten will, so wird es nicht still halten, und sie 
werden sich dann blaue Flecke holen. 
3. Die Offiziösen in Paris wollen wissen, man sei dort auf
	        
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