Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

13. Juli Erstes Kapitel 41 
worden, werde die Vermutung obgewaltet haben, daß man bis zu 
deren Wiederzusammentreten Zeit haben werde, die Meinung des 
Kaisers zu sondieren. Da diese Voraussetzung, die (hier begann 
der Kanzler langsamer zu reden, als ob er diktierte) zur Zeit der 
Annahme der Krone seitens des Prinzen noch gestattet war, nun 
zum Teil weggefallen, blieb es kaum wahrscheinlich, daß der Prinz 
gegenüber den Kriegsbesorgnissen der europäischen Welt, gegenüber 
den Einflüssen, die von London und Brüssel her auf ihn geltend 
gemacht wurden, auf seine eigne Verantwortung hin geneigt sein 
würde, allen Stürmen, die sein Entschluß entfesselt hatte und noch 
entfesseln konnte, die Stirn zu bieten. Selbst einen Teil der Ver- 
antwortung dafür, daß große europäische Nationen nicht nur in 
einen Krieg, sondern, wie man annehmen kann, in eine Reihe von 
Kriegen verwickelt werden, zu übernehmen, ist für jemand, der sich 
nicht sagen kann, daß er die Verantwortung in Verpflichtung eines 
bereits übernommnen königlichen Amts auf sich genommen hat, 
sehr schwierig. Es war mehr, als man menschlicherweise von einem 
fürstlichen Privatmann erwarten konnte. Eine Beeinflussung des 
Prinzen durch Preußen war nur ausgeschlossen durch den be- 
leidigenden Ton Gramonts.“ 
In andre Blätter soll folgendes kommen: „Daß eine den 
Frieden fördernde, zu Konspirationen mit Frankreich sich nicht leicht 
hergebende spanische Regierung für uns ohne Nutzen und Bedeutung 
sei, läßt sich nicht behaupten. Aber wenn vor etwa vierzehn Tagen 
vom Kaiser Napoleon eine vertrauliche Anfrage nach Berlin ge- 
richtet oder angedeutet worden wäre, daß ihm die Sache mißfalle, 
so würde Preußen, statt sich gleichgiltig zu verhalten, seine Mit- 
wirkung zur Herstellung der Zufriedenheit in Paris haben eintreten 
lassen. Gänzlich verändert ist die Situation durch die heraus- 
fordernde Sprache Gramonts, und dadurch, daß an den König, 
der sich zur Herstellung seiner Gesundheit ohne Minister, also als 
Privatmann, in Ems aufhielt, direkt Forderungen gerichtet wurden, 
deren Erfüllung er mit Recht versagte. Diese Episode der An- 
gelegenheit hat in Deutschland eine Entrüstung erregt, unter deren 
Regung vielen Personen die Abdikation des Prinzen Leopold eine 
unwillkommne Enttäuschung ist. Jedenfalls ist das Vertrauen auf 
die friedlichen Absichten Frankreichs in so gründlicher Weise er-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.